Tino Chrupalla, der Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, hält die Rede von Alexei Nawalnys Witwe auf der Münchner Sicherheitskonferenz für eine Inszenierung, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Dass Julia Nawalnaja unmittelbar nach Bekanntwerden des Ablebens ihres Mannes auf der Münchner Sicherheitskonferenz eine Rede gehalten habe, sei "bemerkenswert" und gebe Anlass zum Nachdenken. Nawalnys Tod werde ausgeschlachtet, so Chrupalla.
Tatsächlich ließen nach Nawalnys Tod die Anschuldigungen gegen Russland und Wladimir Putin nicht lange auf sich warten. Die Unschuldsvermutung gilt im Hinblick auf Russland nicht. Das meint auch Chrupalla.
"Ich finde es teilweise schon unerträglich, wie die letzten Tage bereits feststeht, wer für diesen Tod verantwortlich gemacht wird. Man redet von Mord, von sonstigen Dingen, obwohl man nichts weiß, obwohl man noch nicht mal die Ermittlungen abgewartet hat."
Bernd Baumann, der parlamentarische Geschäftsführer der AfD, erklärte, Nawalnys Ableben sei entsetzlich und betrüblich, die AfD sei jedoch keine Ermittlungsbehörde.
"Zu Ursachen und Hintergründen, dazu können wir jetzt noch gar nichts sagen."
In ihrer Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz forderte Nawalnaja, Putin und sein Umfeld seien für den Tod ihres Mannes zur Verantwortung zu ziehen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hegt keinen Zweifel an Putins Urheberschaft an Nawalnys Ableben. Er deutete den Vorgang als ein Zeichen für eine innenpolitische Schwäche Putins. Großbritanniens Außenminister Cameron forderte ebenfalls Konsequenzen. Inzwischen hat sich die EU auf weitere Sanktionen gegen Russland geeinigt.
Neben anderen Ländern bestellten sowohl Großbritannien als auch Deutschland die russischen Botschafter ein. Sergei Netschajew, Russlands Botschafter in Deutschland, wies die Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung als Einmischung in die inneren Angelegenheiten seines Landes zurück.
Als Alexei Nawalny nach einer mutmaßlichen Vergiftung im Jahr 2020 mit Zustimmung des russischen Präsidenten nach Deutschland verlegt wurde, erhob Berlin schwere Anschuldigungen, verweigerte aber die Zusammenarbeit mit Moskau und lehnte eine Herausgabe von Beweismaterial ab. Dies, obwohl das Attentat auf russischem Boden stattgefunden hatte. Mitarbeiter von Nawalny wollen angeblich belastendes Material aus dem Land geschmuggelt haben.
Im vergangenen Jahr hatte Chrupalla mit seiner Teilnahme an einem Empfang in der russischen Botschaft anlässlich des Jahrestages des Sieges über Nazideutschland Kritik auf sich gezogen.
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