Auf dem Blog Relevante Ökonomik wiederholen die beiden Volkswirte ihre Argumentation, die Zinserhöhungen der EZB zur Bekämpfung der Inflation seien die falsche Medizin. Sie seien nicht nur wirkungslos, sondern würden im Gegenteil umfassenden Schaden anrichten. Die Inflation ist nicht durch Nachfrage getrieben, es gebe keine Lohn-Preis-Spirale, weisen Flassbeck und Spiecker nach.
Dennoch habe die EZB auf die durch die steigenden Energiepreise ausgelösten Preissteigerungen reagiert, als handelte es sich um eine durch hohe Nachfrage und steigende Löhne getriebene Inflation. Das habe die Wirtschaft belastet und die ohnehin schon schwache Konjunktur weiter gebremst.
Spiecker und Flassbeck belegen ihre These mit zahlreichen Grafiken. Sowohl die Einzelhandelsumsätze als auch die Auftragseingänge in der Industrie – sowohl im Inland als auch aus dem Ausland – sowie die Auftragslage bei den Investitionsgütern lieferten keine Daten, die eine massive Anhebung der Zinsen rechtfertigten. Ihr Resümee ist:
"Die Talfahrt ist dramatisch."
Für besonders bedenklich halten die beiden renommierten Volkswirtschaftler, dass trotz der offensichtlichen Fehleinschätzung der Situation eine offene Analyse und eine sich daran anschließende Korrektur des eingeschlagenen Kurses ausblieben. Im Gegenteil werde zu immer absurderen Erklärungen gegriffen, um die anhaltende Konjunkturschwäche zu begründen. Zuletzt musste gar eine hohe Zahl an Krankschreibungen als Begründung dafür herhalten, dass Deutschland in die Rezession gerutscht sei.
"Die Unfähigkeit, sich sachlich fundiert mit der Wirtschaft auseinanderzusetzen, zeigt sich auch in der Konfusion, die Tag für Tag durch die Medien geistert. Die nur absurd zu nennende These, zunehmende Krankmeldungen hätten im vergangenen Jahr die Rezession verursacht, schafft es mit einem langen Bericht in die 'Tagesschau'."
Wenn es aber an der Analyse hapert, kann auch keine Lösung gefunden werden, ist das bittere Fazit, das sich aus dem Beitrag ergibt. Die Befürworter der Strategie, die aktuelle Hochzinspolitik noch mindestens dieses Jahr beizubehalten, liegen falsch. Wird der Rat beherzigt, sei der Schaden für die Wirtschaft enorm, schreiben die Autoren.
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