Dieser Tage irritierte der ZDF-Moderator Markus Lanz in seiner gleichnamigen Talksendung nicht nur den anwesenden SPD-Politiker Karl Lauterbach, sondern auch kritische Zuschauer, die dem seit Jahren widersprüchlichen Gebaren und Argumentieren des Bundesgesundheitsministers nicht dermaßen verfallen sind, wie der gut dotierte Medienprofi. Lanz wörtlich:
"Ich schaue ihnen in die Augen und vermute bei ihnen maximale Kompetenz und das tue ich zu Recht. Ich sehe diese Sendung und sehe, okay, da sitzt der Bundesgesundheitsminister, Karl Lauterbach, das ist ein Mann von der Regierung, das kann kein schlechter Mensch sein. Der hat zwei Doktortitel, der kennt sich aus (…)."
Das Thema des Abends war die seitens der Ampelregierung anvisierte Legalisierung der Droge Cannabis, auch als Gras oder Bubaz bekannt, ab dem 18. Lebensjahr. Im Rahmen der alljährlichen "Narrenzeit" in Deutschland musste sich Lauterbach dann am Donnerstagabend der Vorwoche vor dem "Hohen Grobgünstigen Narrengericht zu Stocken" in Stockach (Baden-Württemberg) verantworten. Das Ärzteblatt widmete sich dem Ereignis mit einem Artikel. Die Überschrift lautete: "'Erklärbär der Nation': Narrengericht verurteilt Lauterbach". Die Bild-Zeitung ergänzte vermeintlich lustig:
"Das Narrengericht tagt seit 673 Jahren in der Kleinstadt am Bodensee. Auch Ex-Kanzlerin Angela Merkel (69, CDU) und der mehrfache CSU-Bundesminister Franz Josef Strauß (†1988) mussten sich den Prozessen schon stellen. Der Höhepunkt der Fastnacht. Ankläger Wolfgang Reuther warf Lauterbach Ungeheuerliches vor: unter anderem Hochstapelei (Gesundheitsminister mit 'Sensenmann-Aura'), Alarmismus in der Corona-Pandemie und Mediengeilheit (unzählige Talkshow-Auftritte).
Inwieweit die nachweislich mehr als zutreffenden formulierten Vorwürfe seitens der Karnevalisten ernst gemeint waren, lässt sich nur mutmaßen. Lauterbach erhielt nach verbaler Schelte dann laut Ärztezeitung den "Erklärbär"-Titel zusammen mit dem passenden Stofftier" überreicht. Der SPD-Politiker musste sich demnach "als Beklagter vor dem 'Hohen Grobgünstigen Narrengericht' verantworten". Lauterbach eröffnete seinen Redebeitrag mit dem vermeintlichen Schenkelklopfer:
"Mir wurde übrigens explizit davon abgeraten, nach Stockach zu kommen. Ich würde eine Talkshow bei Markus Lanz verpassen."
Das Ärzteblatt wusste zu berichten:
"Das Problem habe er lösen können: Lauterbach war dann tatsächlich noch am selben Abend in Lanz' ZDF-Talkshow zu Gast – die Aufnahme sei bereits am Vortag erfolgt. Der Vorwurf, er sei zu oft im Fernsehen, sei grotesk, entgegnete der Minister dennoch – gerade für ein solches Gericht, das ungerechte Anklagen vor laufender Kamera vortrage."
Mehr als anmaßend und geschmacklos, bezogen auf die weiterhin unbekannt hohe Zahl von Opfern einer rigiden Corona-Politik, kalauerte Lauterbach laut Ärztezeitungszitat demnach weiter:
"An viele Ratschläge, die er etwa als Epidemiologe oder Politiker gegeben habe, könne er sich gar nicht mehr erinnern. Aber diese Erinnerungslücken könne ihm keiner vorwerfen: 'Das ist geradezu eine Voraussetzung für die Mitgliedschaft im Kabinett Scholz'."
Laut dem Artikel kamen die Sprüche des Gesundheitsministers beim Publikum gut an". Je nach Blickwinkel und Verständnis heißt es lustig weiter:
"Gnade zeigte das Gericht trotzdem nicht. Narrenrichter Jürgen Koterzyna befand Lauterbach in allen Anklagepunkten für schuldig. Entsprechend hoch fiel die Strafe aus. Lauterbach wurde zu 240 Litern Strafwein und 240 Litern Mineralwasser verurteilt – 'Aber bitte nicht als Schorle'."
Sein Vorgänger Jens Spahn solle ihm "beim Begleichen der Strafe finanziell unter die Arme greifen". Ein Drittel der Kosten sollten "auf das Konto des CDU-Politikers gehen, ordneten die Narren an". Der Saal tobte, alle Anwesenden waren erheitert und zufrieden. Der Bild-Artikel lobhudelte: "Zum Wohl: Gesundheitsminister Karl Lauterbach kann auch über sich selbst lachen".
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