Die Max-Planck-Gesellschaft gab am Donnerstag in einer Erklärung bekannt, dass der libanesisch-australische Wissenschaftler Ghassan Hage das Institut nach seinen pro-palästinensischen Äußerungen und seiner scharfen Kritik an Israel verlassen muss.
Die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, kurz Max-Planck-Gesellschaft oder MPG, ist eine der führenden deutschen Institutionen auf dem Gebiet der Grundlagenforschung.
Die Gesellschaft schreibt in ihrer Stellungnahme:
"Viele der von Ghassan Hage kürzlich über soziale Medien verbreiteten Ansichten sind mit den Grundwerten der Max-Planck-Gesellschaft unvereinbar. Die Max-Planck-Gesellschaft hat sich daher im Einvernehmen mit dem Institut von ihm getrennt."
Der in der Fachwelt bekannte und respektierte libanesisch-australische Wissenschaftler war ein lautstarker Kritiker des israelischen Militärangriffs auf den Gazastreifen und dem Umgang Israels mit den Palästinensern.
Ghassan Hage hat die Antisemitismusvorwürfe gegen ihn immer wieder vehement zurückgewiesen.
Hage schrieb am Donnerstag in einer Erklärung auf X:
"Einige haben mich gefragt, warum ich mich nicht mit den Journalisten auseinandersetze, die den Artikel über mich als Antisemiten geschrieben haben. Ich würde solchen Leuten niemals eine Antwort geben: Sie sind keine Intellektuellen. Sie sind ideologische Mörder."
Und er fügte hinzu:
"Sie schreiben nicht, um die Wahrheit zu suchen. Sie schreiben, um Rufmord zu begehen."
Laut Hage hätte er mit der Formulierung der Unvereinbarkeit in der Erklärung des Instituts leben können. Aber die Stellungnahme der Max-Planck-Gesellschaft beschuldige ihn auch des Rassismus, was er nicht akzeptieren werde.
Der Wissenschaftler beendet seine Stellungnahme mit den Worten:
"Rechte deutsche Journalisten haben Artikel veröffentlicht, in denen behauptet wird, ich würde von Max Planck aus Antisemitismus und Hass predigen. Zum Glück bin ich auf dem Weg nach Australien, um mein erstes Enkelkind zu treffen (...) Wie ein libanesisches Sprichwort sagt: 'selbst sein Furz ist mehr wert als tausend rechte Gossenjournalisten'."
In Deutschland häufen sich in letzter Zeit immer mehr Beispiele für eine Cancel-Kultur im Zusammenhang mit Israelkritikern.
In Frankfurt etwa wollen drei Oberbürgermeisterkandidaten den Auftritt von Pink-Floyd-Gründer Roger Waters in der Festhalle verhindern. Der 80-jährige Musiker ist ein Kritiker der israelischen Politik und unterstützt die BDS-Kampagne.
Und auch die deutsche Heinrich-Böll-Stiftung war im vergangenen Monat in die Kritik geraten, weil sie sich wegen der kritischen Äußerungen eines Preisträgers zu den israelischen Angriffen auf Gaza von einer Preisverleihung zurückgezogen hatte.
Die Entscheidung erfolgte, nachdem mehrere israelische Lobbygruppen die diesjährige Preisträgerin, die prominente Autorin Masha Gessen, für ihre Aussage kritisiert hatten, Gaza sei "wie ein jüdisches Ghetto in einem von Nazi-Deutschland besetzten osteuropäischen Land" geworden.
Aber es gibt auch Beispiele, wo Künstler von sich aus die Konsequenzen ziehen.
Die bosnische Schriftstellerin Lana Bastašić gab vor drei Wochen bekannt, dass sie ihren Vertrag mit dem S. Fischer Verlag aus Protest gegen dessen Schweigen zur humanitären Krise im Gazastreifen gekündigt habe.
Bastašić schrieb auf Instagram:
"Ich empfinde es als meine moralische und ethische Pflicht, meinen Vertrag mit S. Fischer zu kündigen. Der Verlag hat es nicht nur versäumt, sich zum anhaltenden Völkermord im Gazastreifen zu äußern, sondern auch zur systematischen Zensur in Deutschland in den letzten zwei Monaten geschwiegen."
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