Nicht erst in den vergangenen beiden Jahren kamen aus Berlin – wie dem gesamten "kollektiven Westen" – feindselige Töne gegenüber Moskau. Auch in den Jahren zuvor hatte man sich in Russland auf ausgesprochen unfreundliche, gehässige Bemerkungen, nicht zuletzt aus Berlin, einstellen müssen. Was die Geschichte und insbesondere die Erinnerung an den Eroberungs- und Vernichtungskrieg Nazi-Deutschlands gegen die Sowjetunion anging, waren und sind Verdrehungen, Verfälschungen, ja Lügen und Vorwürfe an die Adresse Moskaus an der Tagesordnung.
Nun wurde der Gründungsparteitag des "Bündnisses Sahra Wagenknecht" (BSW) mit einer Rede der Schriftstellerin und Publizistin Daniela Dahn eröffnet, in der sie an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee erinnerte. Darüber berichteten die Berliner Zeitung und das Online-Portal Telepolis, denen das Redemanuskript vorlag.
In ihrer Auftaktrede im früheren DDR-Kino "Kosmos" erinnerte Dahn an die Opfer, die von der Sowjetunion und den Angehörigen der Roten Armee gebracht worden waren, um ihre eigene Heimat, Europa und nicht zuletzt Deutschland von den Nazis zu befreien. In deutlichem Widerspruch zu einer Äußerung des ehemaligen AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland betonte die Publizistin:
"Das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte ist von Deutschen begangen worden. Es war alles andere als ein Vogelschiss!"
Es sei ihr wichtig, dass sich "gerade am heutigen Datum eine Partei konstituiert".
So berichtete auch die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti über die Parteigründung und die Rede Dahns. Im Agenturbericht wird festgehalten, dass Dahn in ihrer heutigen Rede ausdrücklich Ursula von der Leyen widersprach, die fälschlicherweise behauptet hatte, Auschwitz sei von den "Alliierten" befreit worden – und damit ein Paradebeispiel für den neuen deutschen Geschichtsrevisionismus abgeliefert hatte.
In diesem Zusammenhang erklärte Dahn heute außerdem:
"Alle Geknechteten und Geblendeten vom NS-Regime zu befreien, dafür haben allein 13 Millionen Soldaten der Roten Armee ihr Leben gelassen. Dafür sind wir auf ewig zu Dank verpflichtet, wie immer sich die Weltlage inzwischen verändert hat."
Hervorgehoben wurde in dem Bericht auch diese Bemerkung Dahns:
"Auschwitz, die ganze Shoa, war nur im Schatten des Weltkrieges möglich. Nichts führt so direkt zur Enthumanisierung wie Krieg. Deshalb ist es so unverzichtbar, wenigstens eine konsequente Friedenspartei im Parlament zu haben."
Schließlich wird in der Agenturmeldung vermerkt, dass Dahn im April 2022 zu den Unterzeichnern eines offenen Briefes gehört hatte. In diesem war die Forderung an Bundeskanzler Olaf Scholz gerichtet worden, keine Waffen an die Ukraine zu liefern und die Regierung in Kiew aufzufordern, den militärischen Widerstand einzustellen.
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