Den Stellvertreterkrieg in der Ukraine hat der Westen faktisch verloren. Dennoch stellt man im Westen weiter Überlegungen an, wie man den Konflikt in die Länge ziehen und noch mehr verbrannte Erde hinterlassen könnte. Um das zu erreichen, hat Großbritannien Deutschland einen Ringtausch vorgeschlagen. Deutschland könnte Großbritannien Taurus-Marschflugkörper liefern, im Gegenzug könnte Großbritannien den Lieferumfang seiner Storm Shadow an die Ukraine erhöhen. Der Vorschlag begegnet den Sorgen von Gegnern der Lieferung von Taurus an die Ukraine. Unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz befürchtet, mit Taurus könne die Ukraine auch Ziele in Russland treffen und damit den Krieg weiter eskalieren. Selbst die russische Hauptstadt Moskau könne Kiew damit angreifen. Zudem benötigt Taurus zur Bedienung deutsche Soldaten. Damit würde Deutschland tiefer in den Konflikt gezogen.
Der Streit um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern schwelt seit Monaten. Für den Februar sind im Bundestag weitere Anträge zur Unterstützung der Ukraine geplant, in denen auch die Überstellung von Taurus gefordert wird. In der Regierungskoalition drängen Grüne und FDP darauf, der Ukraine die Mittelstreckenwaffe zur Verfügung zu stellen. Mit der Diskussion wiederholt sich im Kern die Art und Weise, wie über die Überstellung von Kampfpanzern vom Typ Leopard 2 diskutiert wurde. Es wird suggeriert, mit der Lieferung könne die Ukraine eine Trendwende auf dem Schlachtfeld erzielen und schließlich doch noch einen Sieg über Russland erlangen. Das traf auf die Kampfpanzer nicht zu und ist auch von Taurus-Marschflugkörpern nicht zu erwarten. Die Lieferung zieht den Konflikt lediglich in die Länge und erhöht die Zahl der Opfer, ändert aber am Ausgang nichts.
Mit dem Vorschlag für einen Ringtausch begegnet man den Argumenten der Gegner der Lieferungen von Taurus an die Ukraine. Deutsche Soldaten sind nicht notwendig, die Reichweite von Storm Shadow ist geringer. Großbritannien hat die Ukraine bereits mit Marschflugkörpern des Typs Storm Shadow versorgt. Unmittelbar nach der Lieferung griff die Ukraine damit zivile Infrastruktur in Lugansk an. Inzwischen wurde die russische Flugabwehr in Bezug auf Storm Shadow optimiert.
Vor diesem Hintergrund wirken auch die Zusagen der Ukraine jedoch unglaubwürdig, man würde mit Taurus-Marschflugkörpern kein russisches Gebiet angreifen. Angesichts der Situation auf dem Schlachtfeld hat die Ukraine ein strategisches Interesse daran, mit ihr verbündete Länder tiefer in den Konflikt zu ziehen.
Das Navigationssystem von Taurus ist moderner und stärker. Darin liegt aus Sicht deutscher Ukraine-Unterstützer auch ein Nachteil des Ringtauschs. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) behauptet daher, die Ukraine benötige zum Angriff auf russische Nachschublinien zwingend Taurus. Ähnlich argumentierte sie allerdings schon im Rahmen der Diskussion um die Lieferung von Kampfpanzern des Typs Leopard 2. Ihre Überstellung sei für den Erfolg der Gegenoffensive zwingend notwendig, behauptete sie damals. Die mit der Lieferung verbundenen Hoffnungen der deutschen Befürworter von Waffenlieferungen haben sich jedoch alle nicht erfüllt, der Krieg wurde lediglich verlängert und die Zahl der Opfer vor allem unter ukrainischen Soldaten stieg enorm an. Durch eine Lieferung von Taurus sind ähnliche Ergebnisse zu erwarten.
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