Die USA führen nicht nur gegen China und Russland, sondern vor allem gegen Europa und Deutschland einen Wirtschaftskrieg, schreibt der ehemalige Linken-Politiker Oskar Lafontaine auf den NachDenkSeiten. Ziel sei die hegemoniale Vormachtstellung in einem sich verändernden geopolitischen Umfeld möglichst lange aufrecht zu erhalten.
Faktisch werden Westeuropa und Deutschland damit zu Vasallen, die wie in der Geschichte schon oft gesehen, zugunsten des Hegemonen auf Wachstum und Wohlstand verzichten müssen. Lafontaine führt als Beispiel den Inflation Reduction Act an, mit dem die USA nicht nur die eigenen Wirtschaft begünstigen, sondern zudem die Voraussetzung geschaffen haben, die Ansiedlung von Industrie aus dem Ausland zu fördern. Die USA locken mit Zugang zum US-Markt, Subventionen und mit niedrigen Preisen für Energie, während sie gleichzeitig für Produzenten in der EU den Marktzugang erschweren. In der Folge kam es unter anderem zu Produktionsverlagerungen aus Deutschland in die USA.
Aber auch militärisch arbeiten die USA gegen die Verbündeten, stellt Oskar Lafontaine mit Verweis auf den französischen Historiker Emmanuel Todd fest. Der schrieb in seinem Bestseller "Weltmacht USA. Ein Nachruf" im Jahr 2003 bereits, die NATO-Osterweiterung wäre nicht in erster Linie gegen Russland, sondern gegen Deutschland gerichtet. Jeder, auch in Deutschland, würde wissen, wer für die Sprengung von Nord Stream verantwortlich ist. Die USA wollten Deutschland vom Zugang zum günstigen russischen Gas abkoppeln. Bereits mit dem Eintritt in den Zweiten Weltkrieg wären die USA bestrebt gewesen, Einfluss in Europa zu gewinnen und den "Alten Kontinent" in der Folgezeit an einer eigenständigen Politik zu hindern. Der größte Feind einer souveränen europäischen Politik seien nicht Russland oder China, sondern sind die USA.
Die USA würden den europäischen Kontinent mit ihrer Propaganda überziehen. Ziel sei es, die Europäer in alle Kriege der USA hineinzuziehen und sie auch noch dazu zu bringen, für die Folgen der völkerrechtswidrigen Interventionen aufzukommen.
"Der größte Schaden für die Europäer entsteht aber dadurch, dass die Vereinigten Staaten sie in alle ihre völkerrechtswidrigen Angriffskriege hineinziehen. Das gilt für Jugoslawien, Afghanistan, den Irak, Syrien, Libyen und für den durch die NATO-Osterweiterung, den Putsch auf dem Maidan und die jahrelange Aufrüstung der Ukraine provozierten, ebenfalls völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Bei all diesen Kriegen versuchen die Vereinigten Staaten, den europäischen Vasallen einen möglichst großen Anteil der Kriegskosten aufzubürden. Selbstverständlich sind die Europäer immer für die Aufnahme der Flüchtlinge zuständig."
Lafontaine verweist darauf, die Kriegsgefahr für Europa bleibe solange hoch, solange die USA dort über Militärbasen verfügen. Ihre Konfrontationen könnten die USA stets in anderen Ländern austragen. Diese würden dann als erste zum Ziel von Gegenschlägen durch den jeweiligen militärischen Gegner der USA. Die USA seien eine hoch aggressive Nation, von der ständige Gefahr für die Sicherheit Europas ausgehe. Aufgrund ihrer Aggressivität seien die USA nicht geeignet, eine Führungsrolle in einem Militärbündnis wie der NATO einzunehmen.
"Eine aggressive Weltmacht kann daher niemals ein Verteidigungsbündnis anführen, und deshalb sind die Europäer gezwungen, wenn sie überleben wollen, eine eigenständige Politik zu entwickeln und sich aus der Vormundschaft der USA zu befreien."
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