Von Felicitas Rabe
Seit Montag, dem 8. Januar, gibt es eine durchgehende Mahnwache der Bauern, Spediteure und Handwerker gegen die Politik der Bundesregierung auf der Straße des 17. Juni in Berlin. Am Montag, dem 15. Januar, kamen zur Verstärkung nochmals Landwirte und Unterstützer aus ganz Deutschland zu einer Großkundgebung in die Hauptstadt.
Was mit Protesten gegen die Erhöhung der Mineralölsteuer für die Bauern begann, hat sich zu einer Protestwelle vieler Branchen und Schichten aus der ganzen Bevölkerung ausgeweitet. Nicht nur die Bauern haben die "Schnauze voll".
Will man die landesweiten Proteste und ihre Unterstützung in der Breite der Bevölkerung ernst nehmen, so hat inzwischen mindestens halb Deutschland die "Schnauze voll".
Die Leute haben offensichtlich genug von der Politik einer abgehobenen Kaste, die neben den Bauern immer mehr Unternehmer und Werktätige schröpft, ohne deren politische Interessen überhaupt wahrzunehmen, geschweige denn zu vertreten.
Es war schwer zu eruieren, mit wie vielen Maschinen die Bauern, Spediteure und Handwerker am Montag in Berlin waren. Nach Angaben einiger Bauern hat die Polizei ab Montag früh viele Fahrzeuge nicht mehr über die Stadtgrenze fahren lassen.
Laut Angaben des Bauernverbandes sollen es aber rund 6.000 Traktoren in die Innenstadt geschafft haben. Unzählige weitere Zugmaschinen harren auf den Straßen von Berlin und auf dem großen Parkplatz vor dem Olympiastadion. Von den Spediteuren konnten bis zum Berichtszeitpunkt noch keine Teilnehmerzahlen ermittelt werden.
Vor dem Brandenburger Tor sollen am Mittag rund 30.000 Teilnehmer der Großkundgebung Bundesfinanzminister Lindner bei seiner Rede lautstark ausgebuht haben. Die Proteste waren so laut, dass man schon ein paar Meter von der Bühne entfernt nichts mehr von der Rede verstehen konnte.
Aber als würde man sowieso schon lange nichts Gutes mehr von einem deutschen Minister erwarten, buhten ihn auch diejenigen aus, die kein Wort verstanden. In jedem Fall hätte es sich rumgesprochen, wenn er angekündigt hätte, die Steuererhöhungen für die Bauern rückgängig zu machen.
Insgesamt war die Stimmung auf der Großkundgebung kraftvoll, laut und entschlossen. So wie auch schon während der ganzen vergangenen Woche unter der auf der Straße des 17. Juni ausharrenden Bauernschaft.
Von der Berliner Bevölkerung werden die Bauern dabei mit heißer Suppe, Kuchen und Getränken unterstützt. Zum Aufwärmen haben sie große Bolleröfen und Feuerstellen mitgebracht.
In Gesprächen erfuhr die Autorin, dass die Mahnwache der Bauern zwischen dem Brandenburger Tor und dem großen Stern zunächst weiter aufrechterhalten wird. Am kommenden Donnerstag und Freitag wollen Bauern, Spediteure und Handwerker erneut anreisen, um den Protest noch einmal zu verstärken.
Die Beteiligten, mit denen die Autorin sprach, haben immer den Zusammenhalt der Protestbewegung betont. Man wolle nicht, dass diese Bewegung gespalten wird. Deutschland hat gemeinsam die Schnauze voll von der Regierung.
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