Sahra Wagenknecht gründet eine neue Partei. Die Erfahrung aus bisherigen Projekten zeigt, wie wichtig es ist, die Neugründung vor der Gefahr der Einflussnahme und Zersetzung zu schützen. Sahra Wagenknecht hat in einem Interview mit der Berliner Zeitung darauf hingewiesen, dass sie sich dieser Gefahr bewusst sei. Sie sagte:
"Gerade junge Parteien ziehen leider oft auch Glücksritter, Narzissten oder Extremisten an."
Als Beispiel nennt sie die AfD. Die aktuelle Partei habe mit dem Anliegen ihrer Parteigründer nur noch wenig zu tun. Aber auch die Partei Die Linke und die von Wagenknecht ins Leben gerufene Sammlungsbewegung "Aufstehen" seien Beispiele für politische Projekte, die inhaltlich gekapert worden und schließlich zerfallen seien.
Wagenknecht will bei der Parteigründung daher mit großer Vorsicht vorgehen. Dieser Vorsicht ist es wohl geschuldet, dass der parlamentarische Geschäftsführer der Partei nur 450 Personen zum Gründungsparteitag am 27. Januar eingeladen hat. Einige alte Weggefährten Wagenknechts sind nicht darunter. Auch Dieter Dehm hat keine Einladung erhalten. Er möchte jedoch nicht zu denen gezählt werden, die Wagenknecht als Gefahr für die neue Partei bezeichnet.
Gemeinsam mit der ehemaligen Abgeordneten der Partei Die Linke, Pia Zimmermann, richtet er sich in einer E-Mail an die aktuelle Doppelspitze der in Gründung befindlichen Partei. Dehm schreibt zudem im Namen von weiteren "27 Genossinnen und Genossen" an Sahra Wagenknecht und Amira Mohamed Ali, die allerdings namentlich nicht genannt werden. Die Berliner Zeitung zitiert aus dieser Mail.
Demnach haben Dehm und seine Mitstreiter Furcht, beim Selektionsprozess nicht berücksichtigt zu werden. Dehm bekennt sich dazu, sich durch die Ausgrenzung gekränkt zu fühlen, und warnt Wagenknecht vor den Folgen. Er erkennt die Leistungen von Wagenknecht und Mohamed Ali an, verweist aber gleichzeitig darauf, dass dieser Erfolg ohne die Unterstützung der jetzt Ausgeschlossenen nie zustande gekommen wäre.
Angeblich will die Partei auf dem Gründungsparteitag persönliche Einladungen zum Parteibeitritt per E-Mail verschicken. Es soll sich dabei um einen handverlesenen Kreis von Personen handeln, die dann künftige Parteiämter bekleiden sollen. Nach Angaben der Berliner Zeitung hat die in Gründung befindliche Partei bisher zu den Vorwürfen keine Stellung genommen. Auch Dieter Dehm wollte sich öffentlich nicht zu den Vorgängen äußern.
Die Partei plant, zu den Europawahlen im Juni erstmals anzutreten.
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