Im Vorfeld der jüngsten Silvesternacht wurde seitens der Politik, Behörden und Sicherheitskräfte sowie der Medien in der Hauptstadt viel diskutiert, gemutmaßt und vor allem gehofft. Die große Preisfrage lautete, ob es wie im Vorjahr in den sogenannten "Sozialen Brennpunkten" und "Problembezirken" zu ausufernden Eskalationen und Krawallen zwischen der vage formulierten "Partyszene" und überforderter Polizei und Feuerwehr kommen könnte. Laut ersten Darlegungen des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) kam es erneut zu An- und Übergriffen auf Feuerwehrleute und Polizisten. Die Polizei zeigt sich "dennoch zufrieden".
Gegen 3 Uhr morgens des Neujahrstags vermeldete das Social-Media-Team der Polizei Berlin die finale Entwarnung:
"Einige feiern zu laut, andere haben noch immer nicht genug vom 'Rumknallen', und dies und das kommt noch über den Notruf rein. Wir rollen hier jetzt unsere Tastatur ein."
Ein erstes Resümee lautet in einer Zusammenfassung des RBB:
- Angriffe auf Einsatzkräfte in Silvesternacht – genaues Ausmaß noch unklar
- Polizei meldet über 300 Festnahmen, ist "mit Einsatzkonzeption zufrieden"
- Über 750 Einsätze der Feuerwehr
- Hunderte beschießen sich gegenseitig am Alexanderplatz mit Feuerwerk
- Zehntausende feiern Silvesterparty am Brandenburger Tor
Die Berliner Redaktion der Bild-Zeitung berichtet am frühen Morgen, dass die Polizei "Angriffe im Minutentakt – aber ohne 'Schwerpunktbildung'" melden musste. Eingesetzt wurden laut Senatsangaben insgesamt rund 4.000 Polizeikräfte, diese auch unterstützend angefordert aus anderen Bundesländern. So etwa rund 2.000 Kollegen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und von der Bundespolizei, Letztere im Einsatz an S- und Fernbahnhöfen. Über das gesamte Stadtgebiet verteilt wurden "mindestens 15 Polizisten bei Feuerwerks-Attacken verletzt, rund 300 Randalierer festgenommen – viele wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz", so die Bild-Zeitung.
Die Sprecherin der Berliner Polizei, Anja Dierschke, berichtete noch in der Nacht dem RBB, dass die Zwischenfälle "nicht so gravierend gewesen seien wie in der Silvesternacht vor einem Jahr." Dierschke erklärte:
"Wir sind mit der Einsatzkonzeption zufrieden. Der Unterschied war, dass wir aufgrund der hohen Einsatzkräftezahl unmittelbar einschreiten konnten."
Es wurden drei sogenannte Böllerverbotszonen seitens des Senats ausgesprochen, darunter auch im Bereich der Neuköllner Sonnenallee, wo es vor einem Jahr große Ausschreitungen gab.
Ein Feuerwehrsprecher berichtet von erwartungsgemäß hohen Einsatzzahlen, jedoch keinerlei größeren Zwischenfällen. Die Feuerwehr verzeichnete bis 02:30 Uhr über 750 Einsätze. Bewährt habe sich die Strategie, dass "die Polizei bestimmte Feuerwehreinsätze in sozialen Brennpunkten zum Teil direkt von der Feuerwache aus begleitet habe." Die Berliner Polizei meldete laut RBB:
"Am Alexanderplatz beschossen sich größere Gruppen von insgesamt rund 500 Menschen mit Raketen. Im Lauf der Nacht war die Stimmung dort in den großen Menschenmengen immer wieder aggressiv. In Neukölln wurden neun Verdächtige gefasst, die elf Molotow-Cocktails gebastelt haben sollen."
Gegen vier Uhr morgens teilte das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) mit, dass in der Silvesternacht "zahlreiche Menschen mit Böllerverletzungen behandelt" werden mussten. Davon seien "22 Patienten mit schweren Augenverletzungen, Brandwunden und immer wieder Sprengverletzungen an den Händen sowie im Gesicht versorgt worden." Die berüchtigte "Berliner Schnauze" präsentierte sich über das Social-Media-Team der Klinik. So hieß es am Sonntag in einem X-Posting:
"Unser Team der Handchirurgen macht sich schon warm für den OP-Marathon in dieser Nacht in mehreren OP-Sälen."
Bereits am Samstag hatte ein Mann in Berlin beim Zünden einer Rakete eine Hand verloren.
Mehr zum Thema - 2023: Die Schmerzen der Geburt