Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, hat sich gegen die weitere Aufrüstung der Ukraine mittels deutscher Steuergelder ausgesprochen. Gegenüber der dpa sagte er: "Es wird zwar so getan, als seien Waffen das, was die Sache voranbringt. Aber wenn man genau hinguckt, merkt man auch, es ist wie Öl ins Feuer gießen." Vor allem mit Blick auf die in der Rezession befindliche deutsche Wirtschaft, die sich immer negativer auf das Leben der Bevölkerung auswirkt, mahnt Kramer gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung an:
"Wenn wir bei uns massiv einsparen müssen – warum investieren wir in einen Krieg, der nicht unserer ist? Mir tut es um jedes Leben leid, das auf den Schlachtfeldern zerstört wird. Am Ende des Tages stellt sich die Frage: War das sinnvoll?"
Denn klar sei auch: "Wir wissen nicht, wie lang der Krieg geht, ob wir uns auf zwei, vier, sechs, zehn Jahre einstellen müssen. Wie viele Menschen da sterben, das ist alles fürchterlich. Und ich finde, es muss sofort aufhören. Auch die Weltgemeinschaft müsste viel klarer für eine Waffenruhe eintreten."
Kramer verwies gegenüber der Volksstimme auf die UN-Charta, die Krieg als Mittel der Politik ablehne. Er betonte: "Es ist damit weltweiter Konsens, Konflikte friedlich auszutragen und nicht mit Waffengewalt. Das kann man nicht einfach über Bord werfen, weil sich Russland nicht daran hält". Kramer setzt neben Verhandlungen auch auf den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.
Final bejahte er die Frage, ob Kiew dafür Gebietsverluste in Kauf nehmen sollte:
"Wie viele Hunderttausende Menschenleben ist es wert, dass man am Ende am gleichen Punkt steht wie am Anfang? Ich würde sagen, keines."
Kramer, der auch Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, widersprach mit seinen Äußerungen den Positionen führender evangelischer Vertreter. Die inzwischen zurückgetretene EKD-Ratsvorsitzende, Annette Kurschus, hatte im März die exorbitanten Milliardenzahlungen und Waffenlieferungen an Kiew befürwortet. Kramer hatte dagegen bereits im Februar seine Ablehnung gegenüber Waffenlieferungen damit gerechtfertigt, dass man nicht kontrollieren könne, was mit ihnen geschehe, erst recht in der Ukraine: "Wie wir wissen, hat die Ukraine mit Korruption zu kämpfen – da verschwinden auch mal Waffen."
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