Im Tarifstreit der Lokführer mit der Deutschen Bahn gibt sich der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, wie gewohnt kämpferisch. Während der Warnstreik der GDL weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland stark behinderte, gab sich Weselsky zuversichtlich, die Gewerkschaftsforderungen gegenüber dem Bahnvorstand durchzusetzen. Wie die Wirtschaftswoche am Freitag berichtet, sagte der Dresdner auf einer Demonstration in Potsdam:
"Wir werden sie knacken."
Weselsky wirft der Bundesregierung vor, "einen riesengroßen Fehler" bei der Privatisierung von Post, Telekom, aber auch der Bahn gemacht zu haben. Er betonte:
"Heute sind wir systemrelevant und sollen nicht streiken. […] Und genau den Gefallen können wir nicht tun."
Von dem bis zum späten Abend um 22 Uhr terminierten Bahnstreik sind Tausende Züge betroffen. Nur diverse Länderbahnen fahren weiterhin. Bei der Bahn versucht man, den Schaden zu begrenzen. Ein Sprecher sagte: "Wir setzen alles daran, dass bis zum Betriebsbeginn am Samstag wieder alles fährt". Bis dahin müssen Fahrgäste mit weiteren Beeinträchtigungen im Bahnverkehr rechnen. Dazu ist zum Wochenende wieder mit Schnee und Glätte zu rechnen, Probleme, die der Bahn und vor allem der Pünktlichkeit der Züge immer mehr zusetzen.
Die GDL sei laut Weselsky fest entschlossen, erstmals tatsächlich die Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter in den Vordergrund zu stellen. Im Zentrum steht die Forderung nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn lehnt das bislang ab. Weselsky räumte ein: "Das wird nie von heute auf morgen drei Stunden abgesenkt." Aber die GDL werde dem Bahnkonzern zu verstehen geben, "wie die Reise hier zu gehen hat". Nach dem Warnstreik können Fahrgäste zunächst einmal durchatmen. Bis einschließlich 7. Januar hat GDL-Chef Weselsky eine "Weihnachtsruhe" vor weiteren Streiks angekündigt.
Der GDL-Chef hat aber bereits neue Arbeitskämpfe bei der Bahn für Januar in Aussicht gestellt. Dazu will man unter anderem 555 Euro mehr Lohn pro Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie. Die Bahn hat bereits unter anderem elf Prozent mehr in Aussicht gestellt, bei einer Laufzeit von 32 Monaten.
Ein Großteil der Menschen in Deutschland hat einer Umfrage zufolge kein Verständnis für den Warnstreik. 59 Prozent von insgesamt rund 3700 Befragten antworteten entsprechend in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. 30 Prozent hingegen äußerten Verständnis für den Arbeitskampf.
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