Das Nationale Suizidpräventionsprogramm (NaSPro) und die Deutsche
Akademie für Suizidprävention (DASP) haben am 22. November im Rahmen einer Presseinformation die jüngsten Auswertungen einer Übersicht aktueller Suizidzahlen in Deutschland für das Jahr 2022 herausgegeben. Die Gesamtzahl läge laut Statistik mit 10.119 Selbsttötungen erstmals seit 2015 wieder über 10.000. Des Weiteren belegt die Auswertung, dass dabei 60 Prozent Männer und 30 Prozent Frauen auf diesem Wege ihrem Leben ein Ende setzten.
Die Mitteilung weist darauf hin, dass sogenannte "assistierte Suizide", der unterstützenden Form von Sterbebegleitungen, zum Beispiel bei unheilbar kranken Menschen, nicht gesondert ausgewiesen wurden. Diesbezüglich heißt es, dass das
Bundesverfassungsgericht im Jahr 2020 "das Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung für verfassungswidrig erklärt" hatte. Es sei zudem schlussendlich nicht zu klären, ob der Anstieg der Suizide "durch Medikamente in den Jahren 2021 und 2022 gegenüber 2020 um 427 Fälle oder 42 Prozent auf 1.440 Fälle im Zusammenhang mit dem assistierten Suizid steht", so die Mitteilung darlegend.
Bei den betitelten " Suizidmethoden" dominiere das Erhängen (4.531) deutlich. Weiter heißt es:
"Es folgten mit 1.440 Fällen Intoxikation (Vergiftung) durch Medikamente, sonstige Methoden, (1.413), Sturz (941), Schusswaffen (759, fast ausschließlich Männer) und das "sich vor ein bewegendes Objekt legen" (468). Danach folgen Gase (321), Ertrinken (214) und Suizid durch Rauch/ Feuer (31)."
In absoluten Zahlen übersteigt im Jahr 2022 laut der Mitteilung "die Anzahl der Suizide von Männern in allen Altersgruppen die Anzahl der Suizide von Frauen deutlich". Diesbezüglich heißt es:
"74,2 Prozent aller Suizide im Jahr 2022 entfallen auf Männer (7.504) und 25,8 Prozent auf Frauen (2.615). Die deutliche Mehrheit der Suizide entfällt auf die
Altersgruppe der über 50-Jährigen (73,4, 7.430 Fälle)."
In der Altersgruppe der 25-44-Jährigen stieg die Rate um 5,2 Prozent, bei den 45-64-Jährigen um 8,3 Prozent und bei den über 64-Jährigen um 13,1 Prozent. Das Gesamtbild zeige daher, dass Selbsttötungen zunehmend "ein Phänomen des höheren Lebensalters" darstellen. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist dabei der Anteil der ab 60-Jährigen "an den Männersuiziden stark angestiegen (von 35,5 Prozent auf 53,2 Prozent)". Bei den Frauen lag der vergleichbare Anteil schon seit 2000 höher.
Ein explizit dargelegtes Phänomen in der Mitteilung lautet:
"Keine 'Corona-Suizide' bei jungen Menschen unter 30"
Bezugnehmend auf die ernüchternden Zahlen zeige sich das Bild, dass es im Vergleich mit dem Vorjahr (2021) "bei den jüngeren Menschen (15 bis 19 und 25 bis 29 Jahre) einen leichten Anstieg gegeben hat". Die NaSPro- und DASP-Autoren erkennen jedoch, dass in allen Altersgruppen (der 10- bis 24-Jährigen) "ein deutlicher Rückgang der Anzahl der Suizide im Vergleich zum Jahr 2000" vorliegen würde. Der Vergleich der Suizidraten mit dem Vorjahr (2021) ergäbe demnach ein ähnliches Bild. In der Gesamtbetrachtung lautet daher das Resümee:
"Die vorliegenden Daten geben keinen Hinweis auf einen bedeutsamen Einfluss der COVID-19 Pandemie auf die Suizidhäufigkeit junger Menschen."
Auffällig sei der Anstieg der Suizide durch Medikamente seit 2020 um 42 Prozent von 1.013 auf 1.440 Fälle. Der Anstieg würde sich überwiegend auf die "vorsätzliche Selbstvergiftung durch und Exposition gegenüber sonstige(n) und nicht näher bezeichnete(n) Arzneimittel(n), Drogen und biologisch aktive(n) Substanzen" erklären.
Große Unterschiede würden sich im Vergleich der Ereignisse in den jeweiligen Bundesländern zeigen. Im Jahr 2022 hatten Sachsen (17,2 Prozent) und Sachsen-Anhalt (16,3 Prozent) die höchsten Suizidzahlen. Am stärksten gestiegen sind sie demnach in Brandenburg und Hamburg (um jeweils 2,4 Prozent). Bremen und NRW haben mit jeweils 9,0 Prozent die niedrigsten Suizidzahlen. Sachsen verzeichnet die meisten Suizide bei Frauen (9,0 Prozent), während Sachsen-Anhalt
die meisten Suizide bei den Männern (26,5 Prozent) aufweist.
Alle Angaben in der Pressemitteilung beruhen auf der vom Statistischen Bundesamt am 15. November 2023 herausgegebenen Todesursachenstatistik.
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