Der Bambi ist ein jährlich in Deutschland verliehener Medien- und Fernsehpreis der Hubert Burda Media, der vor allem in der Welt der Boulevardszene hohe Anerkennung erfährt. Er gilt als einer der ältesten deutschen Medienpreise und wurde im Jahr 1948 ins Leben gerufen. Durch die rigide Corona-Maßnahmenpolitik, auch einer EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel, fiel die Bambi-Verleihung für drei Jahre aus. Aktuell wurden nun in zwölf Kategorien Schauspieler, Filme und Musiker am 16. November 2023 in München ausgezeichnet. In der Kategorie "Mut" wurde der medial als "Kreml-Kritiker" hofierte russische Oppositionelle Alexei Nawalny ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Ursula von der Leyen.
Ursula von der Leyen wurde den Anwesenden im Saal als "große Europäerin" angekündigt. Die EU-Chefin startet ihre Laudatio, vorbereitet auf mehreren Lesekärtchen, mit dem vermeintlichen Nawalny-Zitat: "Ich werde niemals aufgeben oder weglaufen." Die Recherche ergibt, dass dieses Zitat in verändertem Wortlaut aus einem RND-Artikel vom Februar 2021 stammt, wo es als Überschrift verwendet wurde. Tatsächlich wurde das Zitat jedoch von Julia Nawalnaja, der Ehefrau des "Kremlgegners" Alexei, geäußert und lautete richtigerweise wie folgt: "Er gibt nicht auf, und ich werde nicht aufgeben."
Weiter spricht von der Leyen, die ein rein capriblaues Kleid ohne auffällig gelbe Akzentpunkte trägt, dann im bekannten Ethos:
"Was für einen unglaublichen Mut beweist Alexei Nawalny jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde."
Von der Leyen erinnert die stille Zuhörerschaft daran, dass sich Nawalny "in diesem Moment [...] in einer Isolationszelle in einem Straflager" aufhält. Sie nennt das im August verhängte Strafmaß gegen Nawalny von 19 Jahren, verurteilt wegen Extremismus. Von der Leyen fragt: "Wer von uns würde in so einer Situation nicht verzweifeln?", um weiter zu lobhudeln:
"Wir begegnen in unserem Leben nicht vielen Menschen, die man unangefochten bewundert. Alexei Nawalny ist so ein Mensch. Weil er für etwas Höheres steht. Er hat gegen Gewalt, Unterdrückung und die Menschenrechtsverletzungen protestiert. Er wurde von den Häschern des Autokraten vergiftet. Er tritt trotzdem unermüdlich ein, für die Demokratie, für die Freiheit. Deswegen, und nur deswegen, sitzt er im Gefängnis."
Dabei blendet der Sender Sat.1 die Ehefrau und den Sohn Nawalnys ein. Russland wäre laut Wahrnehmung der Laudatorin "verpflichtet, dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte nachzukommen". Dieser hatte im Juni festgestellt, dass "der Anschlag auf Nawalny nicht ausreichend untersucht wurde", erläuterte damals die ARD-Tagesschau. Von der Leyen nahm in der Bambi-Veranstaltung Bezug auf das Urteil und äußerte, dass der Gerichtshof die umgehende Freilassung fordere. Der Tagesschau-Artikel vom Juni erklärt diesbezüglicher Thematik:
"Heute hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg entschieden, dass die russischen Behörden die Vergiftung von Alexej Nawalny effektiv aufklären müssen. Die bisher von Russland durchgeführten Ermittlungen seien nicht ausreichend. Nawalny wurde zudem eine Entschädigung von 40.000 Euro zugesprochen."
Von der Leyen zeigt sich vermeintlich entsetzt, um empört darzulegen:
"Aber der Kreml schert sich nicht um Regeln oder Recht. Wir erleben im heutigen Russland wieder politische Schauprozesse, wie sie in der Sowjetunion üblich waren."
Wenn "wir" die Freilassung Nawalnys fordern, so von der Leyen, würde damit die "Freilassung aller politischen Gefangenen" gefordert. Öffentlicher Druck sei dabei wichtig. Nach kurz erregter Stimme führt sie weiter aus:
"Dieser unbeugsame Mann hat unsere Solidarität verdient. Wir müssen seine Botschaft in die Welt tragen [...]."
Nach der Erwähnung der Anwesenheit von Nawalnys Ehefrau und Sohn erheben sich alle Anwesenden, um länger zu applaudieren. Von der Leyen schließt mit den glorifizierenden Worten:
"Was Ihr Mann, was Ihr Vater für uns, ja für die ganze Welt leistet, ist kaum in Worte zu fassen."
Die Ehefrau übernahm dann den Bambi aus den Händen der Präsidentin der Europäischen Kommission, die auch weiterhin am Schicksal des in Einzelhaft sitzenden Journalisten Julian Assange auffällig desinteressiert ist.
Julia Nawalnaja zeigte sich sehr erfreut, die Auszeichnung für ihren Mann annehmen zu können. Noch mehr würde sie sich aber freuen, "wenn er das selbst tun könnte". Die Bild-Zeitung wusste zu berichten: "Der mit 18 Karat vergoldete Bambi ist heiß begehrt!"
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