Seit mehreren Jahren reihen sich medial-politisch formulierte Krisenszenarien der Zukunft wie auch politisch initiierte Realkrisen aneinander und sorgen damit für eine fortdauernde Verunsicherung der Menschen. Genannt seien ein seit Jahrzehnten prognostizierter Klimawandel der Superlative und damit verbundene herausfordernde Untergangsszenarien, regelmäßige Pandemieankündigungen, in aktueller Form der zurückliegenden sogenannten "Coronakrise", wie auch seit den frühen 1990ern wiederkehrende weltweite Kriegskonflikte mit den aktuellen Schauplätzen in der Ukraine und im Gazastreifen.
Der Versicherungskonzern Axa in Köln veröffentlichte am 14. November eine Mitteilung zum "AXA Future Risks Report 2023". Der Titel lautet:
"Klimawandel und gesellschaftliche Spannungen laut Bevölkerung die größten Risiken unserer Zeit"
Der Konzern ermittelt gemäß Eigeninformation "jährlich die Wahrnehmung künftiger Risiken in einer Umfrage bei Experten und in der breiten Öffentlichkeit durch eine bevölkerungsrepräsentative Befragung". Dies bedeutet, dass auch themenbezogene beziehungsweise fachspezifische Meinungen eingeholt wurden.
Der AXA-Konzern zählt mit Beitragseinnahmen von 11,6 Milliarden Euro (2022) und 8.028 Mitarbeitern zu den führenden Versicherungs- und Finanzdienstleistungsgruppen in Deutschland. In einer Zusammenfassung lauten die wesentlichen Ergebnisse der Umfrage:
- Der Klimawandel und gesellschaftliche Spannungen werden von den Deutschen als die größten Risiken unserer Zeit eingestuft.
- Nur rund jeder Fünfte in Deutschland hält es für wahrscheinlich, dass das 1,5-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen eingehalten wird.
- Vier von zehn Deutschen lehnen Protestaktionen von Klima-Aktivisten, wie das Festkleben auf der Straße, ab.
- 82 Prozent der Deutschen denken, dass Ungleichheiten immer gravierender werden und zu zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen sowie sozialer Zersplitterung in ihrem Land führen könnten.
Die für die Befragten "drei größten Risiken der kommenden fünf bis zehn Jahre" lauten "der Klimawandel, gesellschaftliche Spannungen sowie Energieversorgungsrisiken". Die Auswertungen der Experteneinschätzungen benennen demgegenüber "Klimawandel, geopolitische Instabilität sowie Cyberrisiken" als die drei größten Risiken. Auf den weiteren Plätzen folgen (links: Nennung durch Gesamtbevölkerung, rechts: Nennung durch Experten):
- 4. Umweltverschmutzung / Gesellschaftliche Spannungen
- 5. Geopolitische Instabilität / Ressourcen- und Biodiversitätsrisiken
- 6. Fiskalpolitische Risiken / Energieversorgungsrisiken
- 7. Neue Sicherheitsbedrohungen und Terrorismus / Künstliche Intelligenz und Big Data
- 8. Pandemien und Infektionskrankheiten / Demographischer Wandel
- 9. Ressourcen- und Biodiversitätsrisiken / Fiskalpolitische Risiken
- 10. Beide Gruppen: Risiken in der Finanzstabilität
In prozentualer Wertung lautet das Ergebnis:
"Für 57 Prozent der dafür in Deutschland befragten Personen ist der Klimawandel ein schon heute 'präsentes Risiko'. 51 Prozent sagen dies über gesellschaftliche und soziale Spannungen. 82 Prozent stimmen der Aussage zu, dass 'Ungleichheiten immer gravierender werden und zu zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen sowie sozialer Zersplitterung führen'."
Als wesentliche Ursache für gesellschaftliche Spannungen nehmen 33 Prozent der Befragten "zunehmende Ungleichheiten und steigende Lebenshaltungskosten" wahr, dabei zeige sich in vergleichbaren Umfragen, dass in keinem anderen Land das Risiko gesellschaftlicher Spannungen so weit oben in der Liste der größten Risiken unserer Zeit geführt werde wie hierzulande. Die Begrifflichkeiten "Flüchtlingskrise" oder "Krieg" sind in der Umfrage nicht vorzufinden.
77 Prozent der Befragten sind des Weiteren davon überzeugt, dass die öffentlichen Behörden nicht ausreichend vorbereitet sind, um das Risiko des Klimawandels zu managen. Nur in Japan (80 Prozent) und Belgien (82 Prozent) ist damit laut aktueller Umfrage das Vertrauen in der Gesamtbevölkerung in die öffentlichen Stellen noch geringer als hierzulande.
Die Bereitschaft, "eigene Gewohnheiten im Alltag zu verändern, um dem Klimawandel entgegenzuwirken", sei laut den Ergebnissen hoch. 44 Prozent der Befragten wollen demnach "als gutes Beispiel vorangehen und haben bereits Gewohnheiten verändert". Mehr als ein Viertel (27 Prozent) hätten sich bereits darüber Gedanken gemacht, "was im eigenen Leben verändert werden könnte". Zum Thema individueller Eigenmaßnahmen lauten die Angaben:
"Energieeffizientes Heizen (52 Prozent), Nutzung energieeffizienter Geräte (36 Prozent), verminderter Fleischkonsum (36 Prozent), bevorzugte Nutzung von Mehrwegsystemen (36 Prozent) und konsequentes Ausschalten elektronischer Geräte (35 Prozent).
Die ARD-Tagesschau resümiert die Ergebnisse einer aktuellen Lancet-Studie mit dem Titel "Countdown zu Gesundheit und Klimawandel" und meldet in gewohnt apokalyptischem Duktus:
"Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen. Forscher warnen, Nichtstun koste Menschenleben. Selbst wenn der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bei knapp unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bliebe, würde die Zahl der globalen Hitzetoten bis zur Mitte des Jahrhunderts um 370 Prozent steigen."
Dramaturgisch untermauernd hieß es bereits am 8. Oktober ebenfalls bei der Tagesschau: "EU-Klimawandeldienst ‒ So heiß wie seit mindestens 125.000 Jahren nicht. Die Folgen: Extremwetterereignisse mit Tausenden Toten."
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