Zum 1. Dezember steigt die Lkw-Maut drastisch. Darüber hinaus werden ab Mitte 2024 auch Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen mautpflichtig. Für den Bund bedeutet das die Verdoppelung der Einnahmen aus der Lkw-Maut. 2022 nahm er 7,4 Milliarden Euro ein, 2024 werden es nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) voraussichtlich mehr als 15 Milliarden.
Ziel der Erhöhung ist, die Speditionsunternehmen dazu zu drängen, auf emissionsfreie Fahrzeuge umzustellen. Wenn sich die Kosten für einen dieselbetriebenen Lkw erhöhen, lohnt sich die Anschaffung eines batteriebetriebenen Lkw. Was in der Theorie gut klingt, scheitert in der Praxis. Zum einen fehlt die dazu notwendige Ladeinfrastruktur und diese wird so schnell auch nicht verfügbar werden.
Benötigt werden mindestens 4000 Ladestationen mit einer Leistung von einem Megawatt, sagt Simon Brück vom Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV). Öffentliche Ladepunkte sind in Deutschland nicht vorhanden. Zwar gibt es eine Vereinbarung zwischen dem Bund und dem Konzessionsnehmer und Betreiber der Autobahnraststätten Tank & Rast, die vorsieht, dass an Autobahnraststätten Ladepunkte zur Verfügung gestellt werden. Allerdings ging dem Abschluss der Vereinbarung keine offizielle Ausschreibung voraus. Daher klagen sowohl Tesla als auch der niederländische Ladesäulen-Betreiber Fastned gegen die Bundesrepublik. Solange das Verfahren dauert, ruht der Ausbau.
Problematisch für einen Umstieg ist zum anderen auch der deutlich höhere Preis von E-Lkws. Gegenüber einem herkömmlichen Diesel-Lkw ist ein Lkw mit Elektroantrieb um bis zu 200.000 Euro teurer. Schon allein die hohen Anschaffungskosten bei fehlender Infrastruktur erklären, warum derzeit 800.000 konventionelle und nur 475 emissionsfreie Lkws auf deutschen Straßen unterwegs sind.
Eine weitere Hürde für den Umstieg ist das fehlende Angebot an lieferbaren Fahrzeugen und die im Vergleich mit konventionellen Lkws deutlich geringere Reichweite.
Aus diesen Gründen wird die steigende Lkw-Maut nicht zu einem Umstieg auf emissionsarme Fahrzeuge, sondern lediglich zu steigenden Preisen führen. Den Spediteuren bleibt kaum eine andere Wahl, als die Preissteigerung von 15 Prozent an die Verbraucher weiterzugeben. Die Erhöhung der Lkw-Maut dient nicht der Verkehrswende, sondern treibt lediglich die Inflation an.
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