Das stille Leiden der Luisa Neubauer erfolgte durch ein X-Posting ihres Fridays for Future-Vorbilds, der FFF-Wegbegleiterin und Freundin Greta Thunberg vom 20. Oktober. Laut mehrheitlich medialer Wahrnehmung war dabei nicht nur der schriftliche Teil der Mitteilung unangebracht, sondern auch die Bildplatzierung eines Plüschtiers in Form einer Krake. Das vernichtende Gesamturteil für Thunberg lautete "Gaza-Versteherin und potenzielle Antisemitin". Unbeeindruckt von der weltweiten Kritik folgte am 27. Oktober ein weiteres pro-palästinensisches X-Posting der FFF-Ikone. Zwischenzeitlich gab es in Deutschland eine breite Kampagne, in der das deutsche FFF-Gesicht Neubauer aufgefordert wurde, sich umgehend von Thunberg zu distanzieren. Nun vermeldete ein Spiegel-Artikel die erwartete und gehorsame Umsetzung.
So heißt es einleitend im Artikel:
"Klimaaktivistin Luisa Neubauer beklagt den Missbrauch internationaler Accounts von Fridays for Future für Desinformation und Antisemitismus. Sie will nun Konsequenzen ziehen. Aktivistin Thunberg legt derweil nach."
So hätte sich Neubauer "im Namen von Fridays for Future Deutschland" unmissverständlich von den "israelfeindlichen Äußerungen" distanziert. Diese strategische Maßnahme erfolgte seitens Neubauers durch eine entsprechende Mitteilung an die Deutsche Presse Agentur (dpa), in der sie mitteilte:
"Unsere volle Solidarität gilt den Jüdinnen und Juden weltweit und wir verurteilen scharf den Terror der Hamas. Wir distanzieren uns von den antisemitischen Posts auf internationalen Kanälen nachdrücklich."
Demnach enthielt die Nachricht nicht die explizite Nennung von Thunberg. Diese veröffentlichte wiederum am 27. Oktober im Rahmen eines konträren Standpunkts zum Gaza-Israel Konflikt ein weiteres X-Posting nach der medial-politischen Schelte zu ihrer Kommentierung vom 20. Oktober – mit dabei nur ein aussagekräftiges Bild. Der Eintrag lautete:
"Heute streiken wir in Solidarität mit Palästina und Gaza. Die Welt muss ihre Stimme erheben und einen sofortigen Waffenstillstand, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten fordern."
Das Bild zu diesem X-Beitrag wurde jedoch ausgetauscht, das Plüschtier – hinsichtlich der Causa "antisemitische Krake" – aus dem Bild entfernt. Es folgte dann das aktuelle Bild-Statement:
Der schwedische FFF-Ableger hatte zudem auf der Onlineplattform X erklärt, dass "die anhaltende ethnische Säuberung von Palästinensern durch Israel" zu verurteilen sei. Neubauer als deutsche FFF-Verantwortliche erfuhr forcierten Druck durch Politik und Medien und die direkte Aufforderung sich von Thunberg inhaltlich zu distanzieren. So hieß es bei der Zeitung Jüdische Allgemeine am 26. Oktober:
"Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat die deutschen Klima-Aktivisten von 'Fridays for Future' aufgefordert, sich wegen israelfeindlicher Internetpostings von 'Fridays for Future International' zu distanzieren."
Der Zentralrat der Juden "appelliere an Luisa Neubauer" dementsprechende Mitteilungen zu veröffentlichen. Die Bild-Zeitung fragte durch die Blume erwartend: "Wegen Judenhass und Hamas-Sprech – Bricht Neubauer jetzt mit Greta?" Die Nachrichtenseite Nius, mit dem leitenden Redakteur und "Israel-Versteher" Julian Reichelt, setzte Neubauer ebenfalls unter Druck mit der Unterstellung:
"Feigling For Future! Warum Luisa Neubauer sich nicht traut, die antisemitische Greta zu kritisieren."
Die Frankfurter Rundschau titelte "Druck auf Luisa Neubauer wächst: Warum die Zukunft von Fridays for Future in Deutschland immer unsicherer wird". Der Spiegel-Artikel informiert, dass "zuvor Politiker von CDU und FDP eine stärkere Distanzierung der deutschen Sektion von Fridays for Future gefordert" hätten. Das ZDF stellte am 20. Oktober fest, dass Thunberg "mit einem Solidaritätsaufruf für Palästinenser für Entrüstung" gesorgt hätte. Kritiker würden nun erkennen, dass sich "ihre Bewegung auf 'antisemitischen Irrwegen' befindet". Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, nannte das Greta-Posting "dualistisch, falsch und Terror-verharmlosend".
Wenig überraschend meldete sich auch Karl Lauterbach zur Causa "Greta – Luisa" zu Wort. Er lobte das jüngste Agieren von Neubauer, damit dürften sich die Wogen der Empörung Richtung der deutschen FFF-Ikone vorerst beruhigen.
Neubauer schrieb am 28. Oktober auf X, im Rahmen der Verlinkung zum Spiegel-Artikel: "Unsere Distanzierung von antisemitischen Inhalten ist klar, ich setze mich persönlich für weitere Schritte ein". FFF-Deutschland nähme demnach "die Entwicklungen im internationalen 'Fridays for Future'-Netzwerk sehr ernst". Erneut wird dabei die Person und Freundin Thunberg nicht direkt angesprochen oder erwähnt.
Mehr zum Thema – "How Dare You?" ‒ Das Fridays-for-Future-Dilemma mit der Palästina-Solidarität