In der Talk-Sendung Maybrit Illner äußerte sich der frühere Bundespräsident Joachim Gauck sehr kritisch zur Gründung des Bündnisses von Sahra Wagenknecht. Diese künftige Partei würde sowohl "verunsicherte Konservative" als auch "bestimmte Gruppen von linksorientierten Menschen befriedigen" meint Gauck und kritisiert zugleich eine angeblich "verhängnisvolle Überschneidung" mit der AfD in Sachen "Elitenfeindlichkeit".
Daher werde die Partei vor allem "überall im Osten kräftig absahnen", prophezeite Gauck am Donnerstagabend.
Wie genau eine Wagenknecht-Partei real aussehen könne, darüber sei er selbst etwas ratlos. Aber er meinte betonen zu müssen:
"Ich bedauere schon jetzt diejenigen, die mit einer Partei von Sahra Wagenknecht koalieren müssen. [...] Ich bin gespannt, wie es gelingen wird, ein gemeinsames Programm der doch ziemlich verschiedenen Frustrierten zu gestalten."
Bereits während seiner eigenen Amtszeit als Bundespräsident wetterte Gauck gegen "die Bevölkerungen", die kein Verständnis für die Eliten hätten. In einem Interview im Jahr 2016 sagte er:
"Die Eliten sind gar nicht das Problem, die Bevölkerungen sind im Moment das Problem, dass wir stärker wieder mit denen das Gespräch suchen. "
Bei Maybrit Illner schaffte es Gauck, der wohlgemerkt auf den Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015/16 sein Amt ausübte, wenig überraschend, in den Chor derer einzustimmen, die seit dem neu entflammten Konflikt im Nahen Osten die vom Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nun angekündigte Abschiebepolitik loben.
Am Zulauf zu einer von Gauck kritisierten "Wagenknecht-Partei" wird das jedoch nichts ändern, eher im Gegenteil: Am Freitag wurde bekannt, dass der prominente Berliner Abgeordnete Alexander King (bisher Die Linke) aus seiner alten Partei austritt und in das Wagenknecht-Lager gewechselt ist.
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