Die durchschnittliche Teuerungsrate bei Lebensmitteln war im September 2023 um 7,5 Prozent höher als im September des Vorjahres. Damit lägen Lebensmittelpreise 4,5 Prozent über der durchschnittlichen Teuerungsrate, meldete das Bayrische Landwirtschaftliche Wochenblatt am Dienstag. Laut dem Report des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) hätten 44 Prozent der Konsumenten im April 2023 angegeben, dass sie aufgrund der hohen Preise weniger Lebensmittel kaufen würden.
Gegenüber dem Vorjahr besonders gestiegen seien laut dem Statistischen Bundesamt die Preise für Süßwaren (+15,3 Prozent) und die Preise für Brot und Getreideerzeugnisse (+12,0 Prozent). Dabei hätten die Erzeuger von landwirtschaftlichen Produkten für ihre Erzeugnisse sogar durchschnittlich weniger Geld bekommen als im Vorjahr. Für Getreide und für Raps hätten die Bauern in diesem Jahr rund 31 Prozent weniger Geld bekommen als im Jahr 2022. Nur Kartoffeln seien ihnen im Verhältnis zum Vorjahr besser bezahlt worden.
Bei den tierischen Produkten sei der Erzeugerpreis am stärksten bei der Milch zurückgegangen. Für Milch hätten die Bauern 27,0 Prozent weniger bekommen als noch 2022. Bei Rindfleisch sei der Erzeugerpreis im letzten Jahr um 8,5 Prozent gesunken. Weil die Verbraucher schlecht informiert seien, würden sie für die gestiegenen Einkaufspreise für landwirtschaftliche Produkte häufig die Bauern verantwortlich machen, ließ das Wochenblatt durchblicken. Das sei für die Landwirte nicht befriedigend, so die Zeitung.
Ramona Pop vom Verbraucherzentrale Bundesverband forderte die Bundesregierung auf, den Anstieg der Lebensmittelpreise zu stoppen und die Entwicklung der Preise transparent zu machen. Lebensmitteleinzelhändler sollten verpflichtet werden, ihre Produktpreise im Internet einzustellen. Es sei den Konsumenten nicht zuzumuten, dass sie die Lebensmittelpreise nur im Geschäft vor Ort erfahren könnten.
Außerdem forderte die Verbraucherzentrale die Einrichtung einer Preisbeobachtungsstelle. Damit nachvollziehbar werde, wie die Preisentwicklung zustande komme, müsse die Preisbeobachtungsstelle "die Preise entlang der Wertschöpfungskette erfassen" und die Preisentwicklungskette transparent machen.
Im Jahr 2014 habe das Bundeskartellamt anlässlich einer Untersuchung festgestellt, dass "die vier national tätigen Lebensmitteleinzelhändler Aldi, Edeka, Lidl und Rewe rund 85 Prozent des bundesweiten Absatzes des Lebensmitteleinzelhandels auf sich vereinen und ihre Marktmacht auch für die Verhandlung mit den Erzeugern nutzen." Es sei also geklärt, wer hier "den Reibach" mache.
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