Bildungsbarometer 2023: Unzufriedenheit und schlechte Noten für den Zustand deutscher Schulen

Das aktuelle Bildungsbarometer des ifo-Instituts belegt eine deutliche Verschlechterung in der Bewertung der Schulen durch die befragten Bürger. Nur noch 27 Prozent der Deutschen geben demnach den Schulen in ihrem Bundesland die Note 1 oder 2. Im Jahr 2014 waren es noch 38 Prozent.

Das ifo Institut (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung) ist eine Münchner Forschungseinrichtung, die über Fördergelder durch den Bund und die Länder finanziert wird und die sich überwiegend wissenschaftlichen Forschungsaufgaben widmet. Jüngst wurde das zehnte "ifo Bildungsbarometer 2023" veröffentlicht. Basis des Papiers ist eine jährliche Meinungsumfrage, aktuell mit 5.636 Bürgern zwischen 18 und 69 Jahren. Die Fragen bezogen sich auf die generelle Benotung deutscher Schuleinrichtungen, die Schulbildung in der Coronapandemie, den chronischen Lehrkräftemangel und diesbezügliche Maßnahmen, wie auch das Thema "Abschaffung von Schulnoten".

Einleitend heißt es in der 14-seitigen Veröffentlichung:

"Die Veränderungen und Krisen der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart wie die Nachwirkungen der Coronapandemie, der Fachkräftemangel und die zunehmende Digitalisierung haben das Potenzial, die Bildungslandschaft in Deutschland nachhaltig zu verändern. Die Entwicklung der Bildungsleistungen ergibt ein besorgniserregendes Bild."

Das deutsche Schulsystem sähe sich aktuell zudem mit "vielfältigen Problemen" konfrontiert, wie zu vielen maroden Schulgebäuden und fortdauerndem Sanierungsstau.

Die Ergebnisse hätten in der Auswertung gezeigt, "dass sich die Zufriedenheit der Deutschen mit dem Schulsystem auf einem Tiefstand befindet". So vergaben 8 Prozent der Befragten die Note 5 oder 6 im Rahmen der Gesamtbewertung, eine Verdopplung gegenüber 2014. 27 Prozent vergaben die Note 1 oder 2 (2014 noch 38 Prozent). 58 Prozent der Befragten gaben an "sehr oder eher unzufrieden zu sein", mit der Bildungspolitik in ihrem Bundesland. Der Anteil derer, die mit "sehr oder eher zufrieden" antworteten, sank gleichzeitig von 45 Prozent (im Jahr 2020) auf aktuell 28 Prozent. Als wesentlicher Faktor der Entwicklung werden dabei die wiederholten und längeren Schulschließungen in der Coronazeit genannt.

Die Einsetzung und Umsetzung des digitalen Unterrichts wird ebenfalls kritisch bewertet, bezogen auf die "mangelnde digitale Ausstattung der Schulen und Lehrkräfte, fehlende Internetverfügbarkeit und digitale Geräte in den Familien sowie Planungsunsicherheit". Die größte Sorge fände sich jedoch im Hinblick auf den Lehrkräftemangel:

"Über drei Viertel der Deutschen (77 Prozent) halten den Lehrkräftemangel für ein (sehr) ernsthaftes Problem, 16 Prozent für ein mittleres Problem." 

Gefolgt von den mangelhaften finanziellen Ausstattungen der Bildungseinrichtungen. 68 Prozent erkennen dabei "ein (sehr) ernsthaftes Problem". Lernrückstände durch Corona werden von 61 Prozent "als (sehr) ernsthaftes Problem" eingeschätzt, die unzureichende Digitalisierung der Schulen sehen  60 Prozent als großes Problem. Nicht ausreichend sanierte Schulgebäude, wie auch "fehlende Chancengleichheit" werden von 57 Prozent "als (sehr) ernsthaftes Problem" bewertet. Zum Thema migrationsbedingter Schulprobleme heißt es:

"Die mangelnde Integration von Schüler*innen mit Migrationshintergrund wird von der Hälfte der Befragten (50 %) als (sehr) ernsthaftes Problem wahrgenommen."

Das stetig steigende Problem der nur bedingten oder mangelhaften Deutschkenntnisse, auch bereits zum Zeitpunkt der Einschulungsphase, wurde seitens der ifo nicht thematisiert. Zum Thema möglicher Lösungsmodelle finden sich folgende Angaben:

Eine große Mehrheit von etwa drei Vierteln (73 Prozent) der Befragten erteilte der Abschaffung von Schulnoten "allerdings eine klare Absage".

Resümierend heißt es in der Veröffentlichung, dass "die Ergebnisse des ifo Bildungsbarometers 2023 insgesamt ein pessimistischeres Meinungsbild der Deutschen bezüglich der Schulqualität aufzeigen" würden.

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