Nachdem die Sonne tagelang über Bayern geschienen und schönstes Spätsommerwetter geherrscht hatte, haben die Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) des Landes zu viel Strom produziert, so etwa in Niederbayern, der Oberpfalz und im östlichen Oberbayern. Dort mussten einige Solaranlagen, die an das öffentliche Netz angeschlossen sind, vom Netzbetreiber "Bayernwerk" abgeschaltet werden.
Der Bayerische Rundfunk zitiert den Konzernsprecher Christian Martens mit der Aussage, dass der produzierte Strom von den Leitungsnetzen nicht weiterverteilt werden konnte – und dass es zudem an Abnehmern fehlte.
Auch wenn sie keinen Strom liefern durften, entsteht den Produzenten dadurch kein Schaden. Auf Nachfrage des BR24 habe der Sprecher des Stromkonzerns erklärt:
"Den Anlagenbetreibern entsteht kein Schaden, sie bekommen für nicht gelieferten Strom auf der Basis einer Modellrechnung Geld."
Kein Defekt
In dieser Woche hatten Betreiber von PV-Anlagen in der Nähe von Waldmünchen im Landkreis Cham festgestellt, dass ihre Solaranlagen trotz andauernden Sonnenschein keinen Strom ins Netz einspeisten und vermuteten zunächst einen technischen Fehler.
Wie der "Bayernwerk"-Sprecher jedoch richtigstellte, wurden die Solaranlagen im Zuge eines sogenannten "Engpassmanagements" durch die Zentrale vom Netz genommen. In einer Prognoserechnung müssen die Netzbetreiber Stromangebot und -nachfrage ermitteln und je nach Lage entsprechend reagieren:
"Es gibt eine stufenweise Regelung, bei der eine Anlage komplett, zu 60 Prozent oder zu 30 Prozent vom Netz genommen wird, und außerdem gilt, dass wir lieber zehn große Anlagen vom Netz nehmen als hundert kleine."
Stromnetz-Management
Falls möglich, würde das "Bayernwerk" überschüssigen Strom in das europäische Netz abgeben. Für die Verteilung ist das in Bayreuth ansässige Stromübertagungsunternehmen "TenneT TSO" zuständig. An besonders sonnigen Tagen, wie sie bis Anfang der Woche vorkamen, würde die Stromeinspeisung aus PV-Anlangen um die Mittagszeit und am frühen Nachmittag – eben aufgrund des Sonnenstandes – ihren Höhepunkt erreichen. Dann sei ein Eingreifen seitens der Übertragungsunternehmen wie TenneT erforderlich.
Allein die Zentrale des Bayernwerks müsse zehntausendmal pro Tag (!) in das Stromnetz eingreifen, um ein Gleichgewicht zwischen Stromproduktion und -abnahme zu gewährleisten. Jedoch wird das Problem der sogenannten Erneuerbaren Energien ("Flatterstrom") hauptsächlich auf den – nur in Bezug auf die PV- und Windkraftanlagen – unzureichenden Ausbau der Stromnetze geschoben.
So zitiert BR24 Konzernsprecher Martens mit der Aussage, die im Bau befindliche Stromtrasse "Südostlink", die von Norddeutschland nach Niederbayern führen soll, werde ein "Teil der Lösung" für derartige Kapazitätsprobleme im Stromnetz sein.
Der freie Journalist und Fotograf Henning Rosenbusch kommentierte das durch den Ausbau der "Erneuerbaren Energien" geschaffene Dilemma knapp und sarkastisch mit den Worten:
"Baut mehr PV-Anlagen!"
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