Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag berichtet, stiegen die deutschen Importe von Mineralölerzeugnissen aus Indien von 37 Millionen Euro in den ersten sieben Monaten des Jahres 2022 um das Zwölffache auf einen Wert von 451 Millionen Euro von Januar bis Juli 2023. Dies entspricht einem Anstieg von +1.127,4 Prozent, das sind 2,4 Prozente aller deutschen Importe von Mineralölerzeugnissen in diesem Zeitraum.
Dabei handelt es sich in erster Linie um Gasöle, die für die Herstellung von Diesel oder Heizöl genutzt werden. Gleichzeitig führt Indien laut Comtrade-Datenbank der Vereinten Nationen seit Beginn des Ukraine-Krieges große Mengen Rohöl sehr billig aus Russland ein, der Grundstoff für Gasöle – und verkauft diese teuer an den Westen weiter. Die großen Profiteure dieses Geschäfts sind die Besitzer der indischen Großraffinerien: etwa das Industriekonglomerat Reliance, das der indischen Milliardärsfamilie Ambani gehört. Oder Nayara Energy, Betreiber der zweitgrößten Raffinerie des Landes, wie der Spiegel mitteilt.
Wie die ARD berichtet, bestätigte auch Georg Zachmann vom Thinktank Bruegel in Brüssel, dass Deutschland und andere europäische Länder implizit russisches Öl über Indien kaufen. Sobald eine direkte Handelsroute blockiert sei, sei der Markt in der Lage, dies "indirekt auszubalancieren". Auch wenn die genaue Herkunft des Rohöls "verschleiert" werde, sei es "wahrscheinlich russisch". Zachmann ergänzte darüber hinaus, es sei "unwahrscheinlich", dass das EU-Embargo die russischen Ölexporte "wesentlich reduzieren wird." Zum Preisdeckel meinte er, da Russland insgesamt sehr große Ölmengen exportiere, "bleiben seine Einnahmen sehr hoch."
Die Bundesrepublik hat mit den selbst auferlegten Sanktionen ihre direkten Ölimporte aus Russland eingestellt. Der "Wertewesten" hatte letztes Jahr einen Preisdeckel für russisches Öl eingeführt. Der funktioniert jedoch nicht, da beispielsweise die BRICS-Staaten dabei nicht mitspielen. Noch am Freitag berichtete der Spiegel unter Verweis auf Ökonomen vom KSE Institute der Kyiv School of Economics, dass für russisches Öl weiterhin deutlich mehr gezahlt werde, als der von den G7-Staaten verordnete Maximalpreis von 60 Euro pro Barrel. Laut dem Branchenportal oilprice.com wurden am Montag für ein Fass Urals gut 74 Dollar gezahlt, für die russische Sorte Sokol sogar über 84 Dollar.
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