Wie man es dreht und wendet, Deutschland scheint im globalen geopolitischen Prozess der letzten Jahre vor allem eine Rolle einzunehmen: die des Verlierers. Diese Meinung vertritt auch der muslimische Blogger und Podcaster Shahid Bolsen. Der ägyptischstämmige US-Amerikaner Shahid Bolsen gilt jedoch als sehr umstrittene Persönlichkeit, da er einst in der ägyptischen Muslimbruderschaft aktiv war und aufgrund der Ermordung von Martin Herbert Steiner, einem deutschen Ingenieur, mehrere Jahre im Gefängnis verbrachte. In mehreren Ländern gilt er zudem als "Terrorverdächtiger". Die Bekanntheit von Bolsen beruht auf seinen kreativen Versuchen, die ultrakonservativen Grundsätze des salafistischen Islam mit den antikapitalistischen Theorien des frühen 21. Jahrhunderts zu verknüpfen. Besonders in der Entwicklung seit Ausbruch des Ukrainekriegs sieht Bolsen eine systematische Erniedrigung und Unterjochung Deutschlands im Gange.
Die maßgebliche Verantwortung dafür tragen die deutschen Politiker, die sich den Eigentümern und Kontrolleuren des globalen Finanzkapitals anbiedern, da sie sich einen Vorteil davon versprechen und sich somit zu Kollaborateuren machen. Bolsen ist der Meinung, dass die deutschen Politiker ihr eigenes Land sogar absichtlich sabotieren. Anders sind für Bolsen die jüngsten politischen Entscheidungen nicht zu erklären, die jedes Opfer in Kauf nehmen, um wahlweise Russland zu schwächen oder den Klimawandel zu bekämpfen.
Von einer Abhängigkeit in die nächste
Als eklatanten Widerspruch hebt Bolsen hervor, dass in Deutschland offiziell behauptet wird, man wolle die Energieabhängigkeit von Russland beenden und grüne Energie fördern. Gleichzeitig schaltet man jedoch die Kernkraftwerke ab, setzt auf teurere Energie aus den USA und vom Golf und importiert die schmutzigste Energieform überhaupt, um die Engpässe auszugleichen: Kohle.
Ein weiterer fataler Effekt der Abkehr vom günstigen russischen Gas ist der Anstieg der Energiekosten, mit katastrophalen Folgen für die deutschen Bürger und ihre kleinen und mittleren Unternehmen. Die Wirtschaft erstickt und die Lebensqualität wird sinken. Die importierte Kohle kommt ausgerechnet aus Kolumbien, wo die Bergleute "wie Tiere" behandelt werden, die krank oder verletzt werden oder sterben, weil sie als entbehrlich angesehen werden.
Doch wie Bolsen betont: Heute sind es kolumbianische Bergleute und morgen werden es deutsche sein. Aktuell reißt der Energiekonzern RWE einen Windpark ab, um den Tagebau auszuweiten. "Die deutschen Bergarbeiter werden lernen, wie es ist, Kolumbianer zu sein." Denn warum sollte das Finanzkapital darauf Rücksicht nehmen, wen es gerade ausbeutet? Wenn Arbeit, die in der Vergangenheit ins billigere Ausland verlagert wurde, zurückkehrt, dürfen die Kosten schließlich nicht steigen. Die Arbeitsbedingungen werden in Deutschland daher früher oder später denen von Kolumbien ähneln.
"Demütigungsexperiment"
Wenn es so weit ist, es auch keine Grüne Partei mehr geben, sagt Bolsen voraus, und umweltpolitische Bedenken werden im Diskurs in Deutschland keine Rolle mehr spielen. Das Klimawandel-Narrativ dient Bolsen zufolge nur einem Zweck, nämlich das "Programm der Destabilisierung und Deindustrialisierung und Unterwerfung zu rechtfertigen".
"Wenn dieses Programm erst einmal weit genug fortgeschritten ist und Deutschland zu einem vollständigen Untertanenstaat geworden ist, wird es nicht mehr nötig sein, über die Umwelt zu reden."
In seiner Prognose geht Bolsen so weit, dass er auch einen Krieg gegen Deutschland für möglich hält. Demnach wäre es das "optimale" Ergebnis dieses gegen die Deutschen gerichteten "Demütigungsexperiments", wenn die "extreme Rechte" an die Macht käme, Deutschland aus der EU austräte und seine Beziehungen zu Russland wiederaufnähme, nachdem sie künstlich unterbrochen wurden. Das würde ausreichen, um Deutschland erneut als offenen Feind zu behandeln.
Psychologische Kriegsführung
Anzeichen für eine solche Entwicklung sieht Bolsen bereits heute, wenn das US-amerikanische Mediengeschütz The New York Times das Gerücht verbreitet, in Berlin würde man Geheimverhandlungen mit Russland über die Ukraine erwägen, oder wenn Deutschland als der "kranke Mann Europas" bezeichnet wird – Formen psychologischer Kriegsführung.
Wenn man die Gründe auslässt, warum Deutschland zum "kranken Mann Europas wurde", sollte man, so Bolsen, auch besser nicht darüber sprechen, was das für Europa bedeutet. Immerhin sei Deutschland das wirtschaftliche Herz Europas: "Wenn dieses Herz aufhört zu schlagen, dann stirbt Europa." Auch Polen, das die USA aktuell zu ihrem neuen Liebling in Europa aufbauen, würde daran nichts ändern.
"Wenn die EU-Länder jetzt über Deutschland lachen, dann ist dieses Lachen nur ein Vorspiel zum Weinen."
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