Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat in einem Interview für die Wirtschaftswoche erneut die Reparatur der vor knapp einem Jahr durch Explosionen beschädigten Nord-Stream-Gaspipelines gefordert. In dem in der Montagsausgabe veröffentlichten Gespräch sagte Kretschmer unter anderem, es sei "das Normalste der Welt", dass man die Pipeline repariere.
Seine wiederholt geäußerte Forderung begründete der Politiker wie folgt:
"Das ist notwendig, weil diese Infrastruktur unsere Energieversorgung in fünf oder zehn Jahren sichern kann. Wenn sie nicht bald repariert wird, wird die Pipeline durch Korrosion dauerhaft zerstört. Sie liegt in internationalen Gewässern und vor der dänischen Küste, ist also zugänglich."
Kretschmer betonte, dass die "Nord Stream" eines der Instrumente sei, die eine Diversifizierung der Energieversorgung Deutschlands ermöglichten. Der Stopp der russischen Gasexporte habe bereits zu einer Unterbrechung der Energiewende geführt, da Deutschland nun wieder auf Atomkraft und Kohle statt des ökologisch saubereren Erdgases zurückgreifen müsse.
In drei der vier Stränge von Nord Stream 1 und 2 war am 26. September 2022 ein auf Lecks zurückzuführender Druckabfall festgestellt worden. Inzwischen steht fest, dass die Gaspipelines mitten in der Ostsee durch Unterwassersprengungen sabotiert wurden. Zur Täterschaft gibt es unterschiedliche Annahmen, die sich zunehmend auf die Ukraine oder einen ihrer angelsächsischen Verbündeten fokussieren.
Nur einer der Stränge von Nord Stream 2 ist weiterhin funktionsfähig, wird aber nicht für den Gastransport genutzt, da Deutschland die Inbetriebnahme der Pipeline nach ihrem Bau auf Betreiben von Bündnis 90/Die Grünen nach wie vor nicht genehmigt hat.
Michael Kretschmer hat in der Vergangenheit schon mehrmals die Reparatur der beschädigten Stränge gefordert, unter anderem Mitte Juni in einem Interview mit dem TV-Sender Welt. In der Berliner Regierungskoalition stößt er damit jedoch auf Ablehnung, und auch in der CDU selbst findet der Sachse mit seinem Anliegen nur wenige Mitstreiter.
Mehr zum Thema - Rundumschlag gegen Kretschmer wegen Asylkritik: Wirft "wahllos mit rechten Narrativen um sich"