Nachdem die beiden Fraktionsvorsitzenden der Partei Die Linke in dieser Woche erklärt haben, dass sie bei den anstehenden Vorstandswahlen am 4. September nicht mehr für ihr Amt zur Verfügung stehen, sortiert sich die Partei neu. Die stellvertretende Parteichefin Katina Schubert erklärte mit Blick auf die parteiinternen Kritiker aus dem Wagenknecht-Lager ‒ welche der Überzeugung sind, Die Linke habe sich von ihrer Kernklientel, der Arbeiterschaft und den sozial Abgehängten ‒ gegenüber der Berliner Zeitung am Donnerstag:
"Es offenbart doch ein grundfalsches Verständnis von Politik, zu glauben, man würde dies oder das nur tun, um diese oder jene Wählerinnen und Wähler zu gewinnen. [...] Es offenbart auch eine ziemliche Verachtung für die Wählerschaft. Die sind doch nicht blöd und laufen jedem hinterher, der ihnen nach dem Mund redet."
Darüber hinaus sei es nichts Schlechtes, so Schubert weiter, wenn bisherige Grünen-Wähler Die Linke als "glaubwürdigere Partei" einschätzten. Themenfelder wie Arbeit, soziale Gerechtigkeit, Frieden oder eine "soziale Klimapolitik" zählen für die ehemalige Landesvorsitzende der Linken weiter zu den Kernthemen ihrer Partei. Diese habe zudem "immer klar und laut Kritik an der Ampel geübt". Auch die Aufstellung von Carola Rackete für die EU-Wahlen ‒ die nicht jedem in der Partei gefällt ‒ verteidigte Schubert. Sie betonte:
"Carola Rackete steht für sozial gerechten Klimaschutz und Solidarität mit Menschen auf der Flucht."
All das seien "urlinke" Themen. Und weiter: "Die Art, wie ihre Kandidatur aggressiv und unflätig angegriffen wird, sagt mehr über die Kritiker aus als über Carola Rackete oder den Parteivorstand." Schubert ist hocherfreut, dass Carola Rackete für eine Kandidatur bereitstehe "und dass viele Menschen in den solidarischen Bewegungen Die Linke wieder als eine für sie wichtige Adresse sehen", sagte Schubert der Berliner Zeitung.
In das gleiche Rohr bläst auch Parteichefin Janine Wissler. Sie betonte im ARD-Morgenmagazin, "dass wir ein stabiles Fundament in der Partei haben". Die Linke müsse aber "aufhören mit der Selbstbeschäftigung" und sich auf die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner konzentrieren, berichtet der Tagesspiegel am Donnerstag. Sie betonte:
"Wir sollten uns darauf konzentrieren, die politische Alternative zur Ampel zu sein."
In Hinsicht auf den angekündigten Rückzug von Partei-Urgestein Dietmar Bartsch sagte Wissler, in den nächsten Tagen werde es Gespräche geben, "wie es weitergeht und wie wir diese Lücke füllen werden". Parteivorstandsmitglied Luigi Pantisano postete auf X (vormals Twitter) die Aussage von Janine Wissler mit den Worten "Die Linke hat auch ein Potential von 18 bis 20 Prozent" und ergänzte:
"Die Kernpunkte der Linken sind unumstößlich: Wir stehen für soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Antifaschismus und Frieden. Wir sind eine antikapitalistische Partei."
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