PR-Gag oder Propaganda? "Wahre-Kosten-Aktion" von Penny wird von EU und Bund bezahlt

Die Supermarktkette Penny berechnete eine Woche lang ihren Kunden mehr Geld für ausgewählte Produkte und wollte damit auf angeblich wissenschaftlich berechnete "wahre Kosten" aufmerksam machen. Recherchen von Achgut.com zeigen, dass es sich um eine staatlich finanzierte Propagandaaktion gehandelt haben kann.

Nach Recherchen von Achgut.com steht hinter der "Wahre-Kosten-Aktion" der Supermarktkette Penny eine Studie über das Kundenverhalten angesichts von "Umweltfolgekosten" und daraus folgenden "politischen Maßnahmen". Finanziert wird die Studie von der EU und der Bundesregierung.

Vom 31. Juli bis zum 5. August testete Penny nach eigenen Angaben die "wahren Preise" von neun Produkten, die dadurch bis zu 94 Prozent mehr kosteten. Dafür, dass es sich um staatlich koordinierte Propaganda handelt, spricht auch die mediale Aufmerksamkeit, die der ansonsten unauffälligen Aktion im sogenannten "öffentlich-rechtlichen" Fernsehen zuteilwurde. So berichtete etwa die Tagesschau, dass wegen der versteckten Umweltkosten viele Lebensmittel "nach Berechnungen von Wissenschaftlern" deutlich teurer sein müssten. Sie blamierte sich mit dem Bericht zugleich, weil sie eine eigene WDR-Mitarbeiterin als zufällige Kundin darstellte. 

In der Pressemitteilung des Penny-Konzerns vom 31. Juli heißt es ausdrücklich:

"Mit einer europaweit richtungsweisenden Aktionswoche zu den „Wahren Kosten“ möchte PENNY gemeinsam mit der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald die Grundlage schaffen, um die Diskussion über Lebensmittelpreise breiter zu fassen. Zudem möchten wir den Kundinnen und Kunden anhand wissenschaftlicher Berechnungen klare Handlungsoptionen aufzeigen."

Vom 31. Juli bis zum 5. August haben alle 2.150 Penny-Märke deutschlandweit für neun ausgewählte Produkte die "wissenschaftlich" berechneten "wahren Kosten" als Verkaufspreis angezeigt. Die Differenz zwischen dem aktuellen Marktpreis und dem "Wahre-Kosten-Preis" habe man eigenen Angaben nach "gespendet".  

In den "wissenschaftlich" berechneten Preisen sollen angeblich "Umweltfolgekosten" berücksichtigt worden sein. Diese würden nach Aussagen der Wissenschaftler unterschiedlich ausfallen: So müssten für Bio-Lebensmittel durchschnittlich 1,15 Euro mehr als derzeit bezahlt werden, konventionelle Lebensmittel wären durchschnittlich 1,57 Euro teurer und das vegane "Food For Future"-Schnitzel müsste 14 Cent mehr kosten.

Namentlich genannt werden nur zwei an der Studie beteiligte Wissenschaftler: Prof. Tobias Gaugler und Dr. Amelie Michalke. Gaugler ist nach Recherchen von Achgut.com derzeit Projektleiter des von der EU finanzierten Forschungsprojekts "Ökomanagement" an der Technischen Hochschule Nürnberg. Michalke wird als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe "Nachhaltigkeitswissenschaft und Angewandte Geografie" an der Universität Greifswald geführt.

Laut den Angaben auf der offiziellen Webseite wird die "Wahre-Kosten-Kampagne" vom Praxispartner Tollwood, der seinerseits vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, und dem vom Forschungsprojekt FOODCoST, das von der EU im Rahmen von Horizon Europe gefördert wird, finanziert. Das Fazit von Achgut.com:

"Es fließen Gelder sowohl aus einem EU-Förderprogramm als auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in eine Studie, mit deren Hilfe wiederum politische Maßnahmen begründet werden sollen."

Die Frage, warum ein privatwirtschaftlich betriebener Konzern sich zulasten und auf Kosten seiner Kunden für derartige Experimente hergibt, konnte auch Achgut.com nicht beantworten. 

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