Von Felicitas Rabe
Im brandenburgischen Friesack findet vom 26. bis 30. Juli zum fünften Mal das Friedensfestival Pax Terra Musica statt. Im Vorfeld hatten sich dazu laut dem Veranstalter Malte Klingauf rund 900 Friedensaktivisten aus ganz Deutschland angemeldet.
Am Freitagmittag waren trotz regnerischem Wetter schon über 1.000 Menschen auf dem Platz. Neben den 27 Konzerten unterschiedlichster Musikrichtungen erwartet die Besucher ein vielfältiges Bildungsprogramm mit Workshops und Vorträgen zu politischen Themen. Das diesjährige Motto lautet: "Aus Liebe zum Leben, schaffen wir für uns und andere eine Frei-Raum-Oase."
Im Gespräch mit der Autorin erklärt der Initiator und Veranstalter Malte Klingauf das Konzept des Festivals. Ursprünglich habe die Idee darin bestanden, Musikern, die auf Friedensdemos auftraten und dort jeweils nur ein, zwei Lieder spielen durften, auch mal einen Rahmen zu geben, wo sie sich als Künstler außerhalb der Protestveranstaltungen länger präsentieren konnten. Entsprechend wollte man auch Menschen aus der Friedensbewegung mit einem mehrtägigen Friedenscamp eine Möglichkeit zum intensiveren Austausch und zur Vernetzung schaffen.
Mit der Zeit seien immer mehr Ideen dazu gekommen. Mittlerweile präsentieren sich auf dem Festival auch Friedensinitiativen und Ausstellungen.
Zusätzlich wurde das Programm um Workshops und Vorträge erweitert. In diesem Jahr referiert zum Beispiel der Publizist Dirk Pohlmann zum Thema "Vabanquespiel mit dem Atomkrieg", und der Journalist und Bestsellerautor Mathias Bröckers hält einen Vortrag zum "Ende der multipolaren Welt". Grundsätzlich will das Friedenscamp konzeptionell für alle Friedensaktivisten einen neutralen Boden bieten, auf dem sich Menschen mit unterschiedlicher Meinung respektieren und auseinandersetzen können. Das Wort "musica" bedeute neben Musik sinngemäß auch Geistesbildung.
"Wir versuchen, den konstruktiven Streit zu fördern und einen Raum zu schaffen, in dem Menschen verschiedener Meinung sein dürfen. Denn letztendlich gibt es keine zwei Menschen, die in allem einer Meinung sind", erläuterte der Diplom-Ingenieur für Nachrichtentechnik die Grundidee.
Schließlich sei das Festival für die Friedensaktivisten aber auch eine Gelegenheit zu feiern und in diesen schwierigen Zeiten Energie zu tanken. Auch für Kinder gibt es kreative und sportliche Angebote.
Als besondere Aktion wird am Samstag die Skulptur "Rose von Donezk" des ukrainischen Künstlers Viktor Michaljow verlost. Aus solchen Rosen, die Michaljow aus Granatfragmenten aus der Stadt Mariupol herstellte, schuf der Bildhauer die "Allee der Engel", ein Mahnmal für die getöteten Kinder von Donezk. Der Erlös geht an die Organisation 'Friedensbrücke-Kriegsopferhilfe', die im Donbass tätig ist.
In früheren Jahren hätten einige Medien der Pax Terra Musica vorgeworfen, der Veranstalter sei zu Russland-freundlich und würde Verschwörungstheoretiker und Rechtsextreme anziehen. Dabei hätte sich neben der Märkischen Allgemeinen insbesondere der Journalist Sebastian Leber vom Tagesspiegel mit diffamierender Berichterstattung hervorgetan. Doch seit dem Jahr 2022 würden auch Mainstream-Medien, wie zum Beispiel der RBB oder die MAZ, objektivere und positivere Beiträge machen. Der Bürgermeister von Friesack habe das Festival von Anfang an unterstützt.
Die Organisation und Durchführung werde ausschließlich von ehrenamtlichen Helfern aus der Friedensbewegung bewältigt. Die Festivalbeiträge verwende der gemeinnützige Verein etwa zur Begleichung der Unkosten und für technische Investitionen.
Der österreichische Rap-Musiker Kilez More erklärte auf die Frage, warum er das Festival besuche und hier als Künstler auftrete, Pax Terra Musica sei für ihn das "geilste Friedensfestival des Jahres". Hier könne man ohne Vorverurteilung seine Meinung äußern. Damit engagiere sich das Festival gegen die Spaltung der Gesellschaft. Als Rap-Musiker durchlebe er insofern eine schwierige Zeit, als die Themen des Zeitgeists die Rap-Musik bestimmen würden. Vorherrschend ginge es beim Rap in erster Linie nur noch um Drogen, nackte Frauen und Gewalt.
In dieser Musiksparte sei es zurzeit schwer, sich mit Musik zum Frieden zu positionieren. Zudem werde von einem Musiker und Friedensaktivisten heute erwartet, dass er sich für Waffenlieferungen einsetze: "Jetzt müssen wir mit Waffenlieferungen einen guten Krieg führen", laute das erwünschte Credo für Friedensaktivisten.
"Als Künstler geht es mir so wie den alternativen Medien. Wir müssen lernen, wieder ins Gespräch zu kommen und andere Meinungen nicht auszugrenzen", appellierte Kilez More.
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