In der Bundesrepublik ist es mittlerweile allgegenwärtig, dass politisch unliebsame Meinungen mundtot gemacht werden und kritische Stimmen zunehmend Repressalien ausgesetzt sind. Jüngstes Beispiel für diese Entwicklung ist der Hallenser Politikwissenschaftler Johannes Varwick. Wie Varwick auf Twitter mitteilte, habe ihm am Montag die Deutsche Rentenversicherung Bund, für die er "anderthalb Jahrzehnte mit bester Resonanz sozialpolitische Fachtagungen moderieren durfte", mitgeteilt, dass sie künftig "aufgrund seiner Positionierung im Krieg gegen die Ukraine auf Varwicks Dienste verzichten werde".
"Die Deutsche Rentenversicherung Bund – für die ich anderthalb Jahrzehnte unter der Leitung von drei Präsidenten (Rische, Reimann und Roßbach) mit bester Resonanz sozialpolitische Fachtagungen moderieren durfte @FNA_DRV_Bund – teilt mir heute mit, künftig aufgrund meiner Positionierung im Krieg gegen die Ukraine auf meine Dienste zu verzichten."
Johannes Varwick ist seit 2013 Inhaber des Lehrstuhls für internationale Beziehungen und europäische Politik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zuvor war er unter anderem Mitarbeiter bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin und der Universität der Bundeswehr in Hamburg sowie von 2019 bis 2021 Präsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik.
Varwick gehört zu den wenigen Stimmen in der Bundesrepublik, die sich wiederholt gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen haben und vor einer Eskalation des Konflikts warnten.
Stattdessen plädierte er für eine Verhandlungslösung. Im derzeitigen politischen Klima in Deutschland erntet er dafür heftige Kritik. In Beiträgen für die Berliner Zeitung schrieb er selbst, dass die Debatte um den Krieg in der Ukraine immer giftiger werde und kritische Stimmen mundtot gemacht und auf schwarze Listen gesetzt werden. In einem weiteren Beitrag merkte er zudem an:
"Wer sich zu weit vom Mainstream entfernt, der wird kaltgestellt."
Varwick scheint die Neuigkeiten jedoch bislang "sportlich" nehmen zu wollen. In seinem Tweet schreibt er abschließend:
"Nun, ich bedaure, aber so it may be – es gibt schlimmere Kollateralschäden."
Mehr zum Thema - Politikwissenschaftler Varwick: Kriegsgeschrei ist wieder salonfähig in Deutschland