Nach Kritik an Regenbogenfahne: Berlins Queerbeauftragter zeigt Julian Reichelt an

Berlins erster Queerbeauftragter Alfonso Pantisano hat Strafanzeige gegen den ehemaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt und andere erstattet. Grund dafür: Reichelt hatte das Hissen der Regenbogenfahne vor dem Berliner Polizeipräsidium kritisiert.

Der ehemalige Bild-Chefredakteur Julian Reichelt hat vor Kurzem mit einem Tweet über die LGBT-Bewegung für einen Shitstorm in den sozialen Medien gesorgt. Das Hissen der Regenbogenflagge vor dem Berliner Polizeipräsidium lehne Reichelt als "Solidarität" für eine "totalitäre Ideologie" ab. Weiterhin schrieb er:

"Jeder vernünftige Mensch in diesem Land würde sich wünschen, dass vor der Polizei und vor den düstersten Fassaden unserer Geschichte nie wieder die Flaggen einer politischen Bewegung gehisst würden."

Neben der Kritik in den sozialen Medien könnten Reichelt nun auch andere Konsequenzen für seine Aussage drohen: Berlins erster "Queerbeauftragter" Alfonso Pantisano hat nach eigenen Angaben beim Landeskriminalamt Strafanzeige gegen Reichelt und andere Personen erstattet. Pantisano sieht in der Aussage den Straftatbestand der "Volksverhetzung" erfüllt.

Pantisano wurde Mitte Juli vom Berliner Senat zum ersten Queerbeauftragten der Hauptstadt gewählt. Bereits seine Ernennung war umstritten, da Pantisano selbst gerne austeilt und früher beispielsweise die Autorinnen des Magazins Emma als "Hündinnen" bezeichnet hatte. Später ruderte Pantisano zurück und bezeichnete dies als "Fehler".

Reichelt reagierte wiederum auf Pantisanos Ankündigung auf Twitter mit den Worten:

"Es besteht kein Zweifel, wenn dieser Verrückte könnte (und er arbeitet genau darauf hin), würde er unliebsame Journalisten einfach verhaften lassen."

Der Queerbeauftragte will nach eigenen Angaben auch gegen Reichelts Kollegin Judith Sevinç Basad sowie gegen das mit Reichelt verbundene Medienunternehmen Vius SE & Co KGaA sowie Vius Management SE und dessen geschäftsführende Direktoren Christian Opitz und Christian Storch vorgehen. Daher habe er sich an das Landeskriminalamt gewandt. Grund dafür ist eine vor sieben Tagen auf dem zu Vius gehörenden Nachrichtenportal Nius veröffentlichen Dokumentation mit dem Titel "Trans ist Trend: Wie eine Ideologie unser Land verändert". Allein auf Youtube hat der Film fast 200.000 Aufrufe.

Laut Pantisano werden in dem Film "unzählige volksverhetzende Falsch- und Desinformationen gegen die queere Community, vor allem gegen Transmänner und Transfrauen" verbreitet. Pantisano schrieb dazu auf Facebook:

"Wenn wir uns gegen Hass und Gewalt gegen queere Menschen aussprechen, dann ist es unsere Aufgabe, solche Vorfälle zu ahnden."

Er vertraue auf die Sicherheits- und Ermittlungsbehörden, die sich nun mit diesen "Straftatbeständen" auseinandersetzen werden.

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