Der Technologiekonzern Siemens hat auf Druck der USA seine Geschäftsbeziehungen mit dem chinesischen IT-Unternehmen Transemic beendet. Wie ein Siemens-Sprecher dem Handelsblatt erklärte, seien alle Transaktionen mit der Firma blockiert. Die US-Behörden hatten Transemic am 12. Juni 2023 auf ihre Sanktionsliste gesetzt. Das US-Handelsministerium erklärte den Schritt damit, dass Transemic "nachweislich Verbindungen zu bedenklichen Aktivitäten, einschließlich der Entwicklung von Hyperschallwaffen und der Konstruktion und Herstellung von Luft-zu-Luft-Raketen", habe.
Die Firma Transemic, die unter anderem im chinesischen Rüstungssektor aktiv ist, vertrieb sogenannte Simulationssoftware als Partner von Siemens in China. Konkret ging es um eine Reihe von Softwareprodukten, die Simcenter, NX, Capital und Teamcenter heißen. Mit diesen werden Prozesse simuliert, um Komponenten für Fahrzeuge oder Flugzeuge schneller entwickeln zu können. Die Technologie kann prinzipiell auch für Militärfahrzeuge genutzt werden. Auf seiner Webseite gibt Siemens an, dass etwa das schwedische Militär und der britische Waffenhersteller BAE Systems die Software von Siemens nutzen.
Auch ein Ingenieurteam von ADGM, ein Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Militärfahrzeugen spezialisiert hat, nutzt die entsprechende Software.
Die Zusammenarbeit mit China stellt für den Westen und insbesondere für die USA hingegen ein Problem dar: Laut einem im April erschienenen Bericht des Handelsblatts soll Transemic in den vergangenen Jahren Simulationssoftware des deutschen Industriekonzerns an chinesische Forschungsinstitute weiterverkauft haben. Die Forschungsinstitute, die im Wesen auch als "Sieben Söhne der Landesverteidigung" ("Seven Sons of Defense") bekannt sind, sollen unter anderem Forschung für das chinesische Militär betreiben.
Die USA haben bereits vor einiger Zeit Sanktionen gegen die "Seven Sons of Defense" verhängt, Transemic war bisher allerdings nicht davon betroffen. Neben dem Handelsblatt hatte auch die Washington Post über den Weiterverkauf der Software an chinesische Forschungsinstitute berichtet. Demnach hatte Transemic im Jahr 2020 die Siemens-Software an das Beijing Institute of Technology veräußert, welches auf der "schwarzen Liste" der USA steht.
Im April hatte Siemens auf Nachfrage des Handelsblatts noch erklärt, dass es keine grundsätzlichen Probleme in der Verbindung zu Transemic gebe. Bei der gelieferten Software handele es sich nicht um "Dual-Use-Güter" (Güter, die sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke genutzt werden können), welche gemäß den EU-Richtlinien einer Exportgenehmigung unterliegen, wie ein Sprecher erklärte. Weiterhin habe Siemens nach eigenem Bekunden keine Kenntnis vom Weiterverkauf seiner Software an Institute, die dem chinesischen Militär nahestehen sollen. Siemens betont zudem, dass das Auftragsvolumen mittlerweile bei unter einer Million Euro liege.
Vor dem Hintergrund entsprechender Medienberichte und der Erweiterung der Sanktionsliste der USA hat sich die Situation mittlerweile jedoch geändert: Die Geschäftsbeziehungen zwischen Siemens und Transemic wurden nun endgültig beendet.
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