Weitgehend unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit nähert sich eine EU-Richtlinie der Verabschiedung, verglichen mit der selbst das geplante Habecksche Heizgesetz GEG freundlich ist. Die Richtlinie sieht vor, dass alle in der EU bewohnten Gebäude bis zum Jahr 2030 die Energieklasse D erreichen müssen. Bisher müssen in Deutschland bereits nach der jetzt gültigen Version des GEG alle Wohnungen in die Energieklassen eingestuft werden.
Das Problem: Die EU-Richtlinie sieht vor, das Wohnen in und die Vermietung von Wohnungen, die die angestrebte Klasse nicht erreichen, schlicht zu verbieten. Die Werte für die einzelnen Kategorien unterscheiden sich allerdings innerhalb der EU deutlich. Während ein Haus oder eine Wohnung in Deutschland nicht mehr als 160 Kilowattstunden pro Quadratmeter jährlich verbrauchen darf, wäre die Immobilie in Frankreich, den Niederlanden, Bulgarien, Irland und Belgien damit noch in der Stufe C. Mit den 250 Kilowattstunden, die in Deutschland der Stufe G entsprechen, schafft man in derselben Ländergruppe immer noch die Stufe D, womit die Wohnung nicht von einem Nutzungsverbot bedroht wäre.
Für die beste Kategorie A+ muss in Deutschland der Energieverbrauch pro Jahr und Quadratmeter unter 25 Kilowattstunden liegen; in den Niederlanden, deren Durchschnittstemperatur höher liegt als die deutsche, reichen dafür 105 Kilowattstunden.
Das hat weitreichende Konsequenzen: Nicht nur ist der deutsche Gebäudebestand weit stärker von Nutzungsverboten bedroht als der anderer EU-Länder, zudem steigen die Kosten für Umbaumaßnahmen, die nötig sind, um den Verbrauch an Heizenergie zu senken, nicht linear. Es kostet nicht allzu viel, alte Fenster mit Holzrahmen durch Kunststofffenster zu ersetzen. Aber die Einsparung, die sich erzielen lässt, wenn eine normale Doppelverglasung durch ein besonders isolierendes Fenster ersetzt wird, macht sich kaum noch bemerkbar, verursacht aber deutlich höhere Kosten. Es war eines der Probleme der Energieeinsparungsverordnung, die es in Deutschland seit Jahren gibt, dass jede Verschärfung der Vorgaben, die alle zwei Jahre erfolgte, sich weniger rechnete und höhere Kosten verursachte.
Nachdem schon das GEG nicht nur gewaltige Kosten auslöst und einen ohnehin höchst angespannten Wohnungsmarkt noch weiter unter Druck setzt, wird die geplante EU-Richtlinie endgültig dafür sorgen, dass in Deutschland das Chaos ausbricht. Denn wenn größere Teile des Wohnungsbestands – und zwar vor allem der günstigen Wohnungen – schlicht per Anordnung vom Markt genommen werden, gibt es dennoch keine anderen Wohnungen, in die die Betroffenen dann ziehen könnten.
Gleichzeitig dürfte diese Richtlinie bereits vor 2030 zu einem massiven Wertverlust bei allen Gebäuden führen, die die Richtwerte nicht erreichen. Was wiederum zu massiven Kreditausfällen führen dürfte.
Das EU-Parlament hatte dieser Richtlinie bereits im März zugestimmt. Zurzeit finden Beratungen zwischen Vertretern des Parlaments, dem Rat der Mitgliedsstaaten und der EU-Kommission statt. Noch zeichnet sich keine Kraft ab, die imstande wäre, diese Pläne zu blockieren.
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