Studie: Bei Nachrichten schalten viele den Fernseher aus

Die Deutschen haben immer weniger Vertrauen in die Nachrichten. Mit dem Vertrauen sinken auch die Reichweiten, ermittelte eine Studie des Reuters Institute. Immer mehr Menschen meiden Nachrichten aktiv. Bei Nachrichten zum Ukraine-Krieg schalten viele den Fernseher aus.

Das Reuters Institute erhebt seit 2015 Daten zum Verhalten der Deutschen hinsichtlich der Nachrichtennutzung. Den aktuellen Report hat das Institut kürzlich veröffentlicht. Zentrale Aussage: Das Interesse an Nachrichten nimmt in Deutschland ab, ebenso das Vertrauen in die Nachrichten. 

Lediglich 43 Prozent sind der Meinung, man könne dem Großteil der Nachrichten vertrauen. Das sind sieben Prozentpunkte weniger als im Vorjahr und ist damit der niedrigste bisher ermittelte Stand seit Beginn der Erhebung. Das Vertrauen der Mediennutzer brach auf breiter Ebene ein. Auch die öffentlich-rechtlichen Medien sind davon betroffen, wenngleich das Vertrauen in die Nachrichten von ARD und ZDF noch immer höher ausfällt als das in private Anbieter. 

"Zwar sind die Hauptnachrichten der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender auch in diesem Jahr die beiden Angebote unter den abgefragten Nachrichtenquellen, denen im Durchschnitt das größte Vertrauen entgegengebracht wird, gefolgt von regionalen bzw. lokalen Tageszeitungen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Vertrauenswerte der Nachrichtenmarken ... jedoch teils deutlich gesunken."

Gesunken ist auch die Reichweite der Nachrichten. Nachrichtensendungen im Fernsehen büßten im Vergleich zum Vorjahr sechs Prozent an Reichweite ein. 

"Die rückläufige Nutzungshäufigkeit und das abnehmende Interesse an Nachrichten spiegelt sich in diesem Jahr jedoch in geringeren Reichweiten der verschiedenen Nachrichtenquellen wider."

Immerhin ein Zehntel der Deutschen meidet den Kontakt mit Nachrichten aktiv, fast ein Drittel der Befragten versucht, zumindest gelegentlich Nachrichten aus dem Weg zu gehen. Unter allen Nachrichten sind Informationen zum Ukraine-Krieg die am häufigsten gemiedenen.

"Diese Zahlen (zur Nachrichtenvermeidung) sind im Vergleich zum Vorjahr stabil, nachdem es in den vergangenen Jahren zu deutlichen Anstiegen gekommen war. 29 Prozent der Befragten, die zumindest gelegentlich Nachrichten vermeiden, gehen gezielt bestimmten Themen aus dem Weg. Am häufigsten werden Nachrichten zum Ukraine-Krieg gemieden ..."

Die Nachrichtenkonsumenten wünschen sich positive Nachrichten und sind an Lösungsvorschlägen für Probleme interessiert, ermittelte die Studie ebenso wie den Wunsch nach klassischem Journalismus, der komplexe Themen verständlich macht.  

Die Studie belegt insgesamt die Krise des deutschen Journalismus. Das Angebot hat sich vom Bedarf der Mediennutzer weiter entfernt. 

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