Anlässlich eines bundesweiten Protesttags sind am Mittwoch die meisten der knapp 18.000 Apotheken in Deutschland geschlossen geblieben. Nach einer Umfrage der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) unter 3.000 Leiterinnen und Leitern am Mittwochmorgen beteiligten sich mehr als 85 Prozent der Apotheken an dem Protest. Demnach stellten 1.200 Notdienstapotheken die Versorgung mit Arzneimitteln in dringenden Fällen sicher.
Im Laufe des Tages waren Kundgebungen in mehreren deutschen Städten geplant. Die zentrale Kundgebung sollte um 12 Uhr in Berlin stattfinden. Hier wollten die Apotheker in einem Protestmarsch zum Bundeswirtschaftsministerium ziehen.
Die Apotheker protestieren damit gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Diese betreibe einen "Sparwahn" bei der Arzneimittelversorgung. "Die kürzlich beschlossene Honorarabsenkung für Apotheken ist nach zehn Jahren Stillstand bei der Apothekenvergütung ein Schlag ins Gesicht der Apothekenteams", erklärt der Verband. Die Apotheken müssten nach der Pandemie jetzt mit Lieferengpässen kämpfen. Wegen der Mehrbelastung fordern die Apotheker mehr Honorar, weniger Bürokratie und mehr Entscheidungskompetenz.
Der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbandes, Stefan Fink, sagte gegenüber dem MDR, man brauche dringend mehr Geld aus der gesetzlichen Krankenversicherung für die Apotheken. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte zuvor höheren Honoraren eine Absage erteilt – mit Verweis auf die Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung. Fink sagte, dass der Kostenanteil der Apotheken an den Kassen-Gesamtausgaben lediglich rund zwei Prozent betrage.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Tino Sorge, hat Verständnis für den Protesttag geäußert. Im rbb24 Inforadio forderte er mehr Flexibilität und weniger Bürokratie. Ein Apotheker müsse eigenhändig entscheiden dürfen, ob er das nicht vorhandene Medikament durch ein wirkstoffgleiches Präparat austausche. Das müsse jedoch auch entsprechend vergütet werden.
Der Präsident der Bundesapothekerkammer sagte, man müsse der Gesellschaft zeigen, wie wichtig die medizinische Versorgung durch Apotheken ist. Es wäre "dramatisch", wenn noch mehr Apotheken verschwinden würden. Im Jahr 2022 sank die Zahl der Apotheken der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände zufolge bundesweit um 393. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der 1980er Jahre.
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