Dass es um den Journalismus in Deutschland nicht gut bestellt ist, ist ein offenes Geheimnis. Die großen deutschen Medienhäuser und der öffentlich-rechtliche Rundfunk haben die kritische Distanz zu den Regierenden aufgegeben und verstehen sich spätestens seit der Corona-Krise als Vermittler von Regierungshandeln gegenüber den Bürgern.
Mit Journalismus hat das natürlich nichts mehr zu tun. Hinzu kommen Attacken aus dem Mainstream gegen all jene Journalisten, die dem neuen Auftrag nicht folgen wollen, die weiterhin kritisch berichten und obendrein Recherche betreiben. Journalisten wie Patrik Baab werden an den medialen Pranger gestellt. Vom Mainstream wird für kritische Kollegen auch schon mal Berufsverbot gefordert. Das Verbot von Sendern wie RT DE begrüßt man breit. Zensur hat für den konform berichtenden Mainstream Vorteile – sie schaltet Konkurrenten aus.
Die Nachrichten-Konsumenten verstehen, dass der journalistische Anspruch aufgegeben wurde und wenden sich ab. Die Auflagen sinken, die Einschaltquoten ebenso. Manchmal verschafft sich die Verärgerung auch durch offenen Ausdruck von Wut Luft. Denn zur Durchführung ihres Auftrages reißen die großen deutschen Medien gern aus dem Kontext, führen regierungskritische Demonstranten medial als Idioten und Verschwörungstheoretiker vor oder diffamieren sie als rechts und antisemitisch.
Da man sich gegen eine derartige Vereinnahmung zur Wehr setzt und mit Journalisten erst gar nichts mehr zu tun haben möchte, steigt Deutschland im internationalen Ranking der Pressefreiheit ab. Weil sich die Konsumenten gegen einseitigen Journalismus wehren. Und das wohlgemerkt nicht, weil die Regierung auf Teufel komm raus zensiert und die großen Medien auf Regierungslinie bringt.
Man könnte diese Form der koordinierten Berichterstattung auch Gleichschaltung nennen. So etwas ist übrigens ein typisches Kennzeichen für autoritäre Regime. In einer Demokratie hat eine derartige Praxis nichts zu suchen. Dass sie in Deutschland inzwischen gang und gäbe ist, sollte am deutschen Selbstverständnis rütteln.
Bereits im März war bekannt geworden, dass die Bundesregierung Journalisten für Dienstleistungen wie Moderation und Konzepterstellung bezahlt hat. Zugegeben wurden damals Zahlungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Sie sollen vornehmlich an Journalisten von ZDF und ARD geflossen sein.
Inzwischen liegen den NachDenkSeiten neue Unterlagen vor, aus denen hervorgeht, dass die Zahlungen deutlich höher lagen als bisher angenommen. Über 2,3 Millionen Euro flossen von 2018 bis 2022 an gefällige Journalisten. Den NachDenkseiten liegt zudem vor, wer konkret Zahlungen erhalten hat. Einzelne Zahlungen sind dabei als vertraulich eingestuft, so zum Beispiel das Honorar für die Ehefrau von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Pia Castro. Bei der Einstufung, welche Zahlungen als vertraulich zu behandeln sind, ergeben sich laut der Recherche der NachDenkSeiten zudem Ungereimtheiten.
Der gesamte Vorgang wirft ein Schlaglicht auf den bedenklichen Zustand des deutschen Journalismus und sein unkritisches und distanzloses Verhältnis zur Macht. Eines wird dabei immer deutlicher: Die Berliner Republik ist eine Korruptokratie.
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