Paul Ronzheimer, stellvertretender Chefredakteur des Springerblatts Bild, hat in einem Meinungsatikel die Beschimpfung kritischer Demonstranten durch Bundeskanzler Olaf Scholz am Freitag im brandenburgischen Falkensee gelobt.
Dort war Olaf Scholz bei seinem Auftritt beim Europafest der SPD mit Buhrufen begrüßt und während seiner Rede mit Zwischenrufen wie "Kriegstreiber", "Heuchler", "Frieden schaffen ohne Waffen" und "Hau ab!" begleitet worden. Scholz reagierte, indem er die Kritiker beschimpfte:
"Und weil Putin der Kriegstreiber ist, der hier von euch ausgeschrien würde, wenn ihr irgendeinen Verstand in euren Hirnen hättet …"
Dafür nun erhielt der Kanzler von Bild ein dickes Lob. Ronzheimer erklärte einleitend, warum der den Kanzler oft kritisiert habe:
"Was haben so viele Journalisten (auch ich) immer wieder über Bundeskanzler Olaf Scholz geschimpft: Kein Herz für die Ukraine, keine Emotionen trotz russischem Angriffskrieg gegen ein geschundenes Land, nicht genügend Hilfe."
Nun aber Gefühle bewiesen "– und was für welche!"
"Kanzler Scholz spricht Klartext, lässt sich nicht niederbrüllen und zeigt, wofür er steht. Das tut gut, dafür wird er nicht nur in der Ukraine gefeiert."
Zwar sei es richtig, auch mit Kritikern der Waffenlieferungen zu reden, aber:
"Aber diejenigen, die brüllen und keine Argumente hören wollen, diejenigen, die offen russische Fahnen schwenken und den Überfall auf die Ukraine leugnen, den Mord an zehntausenden unschuldigen Menschen, haben eine klare Antwort verdient."
Der Kanzler zeigte, dass er auch nur ein Mensch ist, der seine Gefühle eben nicht immer verstecken könne und wolle. Das Fazit des vor Kurzem als "Journalist des Jahres" ausgezeichneten Ronzheimer:
"Dieser emotionale Ausbruch hat einfach nur gutgetan."
Die Kommentare unter dem Twitter-Post mit dem verlinkten Artikel waren weit überwiegend kritisch. Ein Kommentator schrieb:
"Es tut der AfD wirklich sehr gut, wenn man seine Landsleute beleidigt. Immer weiter so."
Eine Nutzerin meinte:
"Auch die Bild entfernt sich immer mehr von den Bürgern. Ihr schreibt nur noch, was die Regierung will. Vollkommen Ukraine-hörig. Erst 'Refugees Welcome', dann 'Lasst euch impfen' und jetzt 'Heil Ukraine'. Unterirdisch."
In Anspielung auf Ronzheimers Einsätze als Kriegsberichterstatter fragte ein Nutzer:
"Etwas heiß unterm Helmchen?"
Ein anderer meinte:
"Wenn sich alle Kriegstreiber so einig sind, warum wird keine Volksbefragung durchgeführt, ob wir Deutschen bereit sind, die Ukraine weiter zu finanzieren und mit Waffen zu unterstützen. Da werden sich viele über die Abstimmung wundern. Und ja, wir wissen, warum das nicht passiert."
Es gab auch Zustimmung für Ronzheimer und Scholz. Carlo Masala, Politologe an der Universität der Bundeswehr München und in Talkshows sehr präsenter NATO-Hardliner, schrieb:
"Wenn ihr irgendeinen Verstand in euren Hirnen hättet" – Liebe alles an dem Satz. Er könnte auch von mir sein.
Auch Claudia Major, eine ähnlich orientierte Wissenschaftlerin vom steuerfinanzierten Thinktank Stiftung Wissenschaft und Politik, lobte Scholz:
"Bravo! Gern mehr davon!"
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