Viele Jahre fand die traditionelle Kundgebung zum Gedenken an die Opfer des nazistischen Pogroms in Odessa jährlich am 2. Mai am Brandenburger Tor in Berlin-Mitte statt. In diesem Jahr haben die Veranstalter vom Berliner Komitee 2. Mai Odessa dafür einen besonderen Ort ausgewählt – den sogenannten Odesaplatz im Zentrum des Berliner Stadtteils Karlshorst. An der Organisation der Veranstaltung war Heinrich Bücker vom Coop Anti-War Café maßgeblich beteiligt.
"Die Idee, sich dort zusammenzufinden, hat vor allem damit zu tun, wie dieser falsche 'Gedenk'-Ort entstanden ist. Er ist eine Schöpfung des unsäglichen, geschichtsvergessenen Lichtenberger Bürgermeisters Grunst. Wir wollten diesen Platz dazu nutzen, um öffentlich an das verschwiegene und hierzulande hinter der Lüge von der westlichen Werte-Demokratie Ukraine vergessen gemachte Verbrechen der ukrainischen Bandera-Faschisten zu erinnern und der Opfer zu gedenken an diesem 'Odesaplatz'", sagte einer der Teilnehmer gegenüber RT DE.
Noch im Jahr 2022 hatte Berlins Ex-Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) die Berliner Kommunalverwaltungen gebeten, Plätze und Straßen aus Solidarität nach ukrainischen Orten zu benennen. Das Bezirksamt Lichtenberg hatte mit der Begründung, Odessa stehe für den Kampf um Freiheit und für die Demokratie in der Ukraine, die Umbenennung des Neuen Marktplatzes in Odesaplatz in ukrainischer Schreibweise vorgenommen.
"Odessa ist ein strategischer Ort für die Verteidigung der Ukraine. Kaum eine andere Stadt in der Ukraine steht für Internationalität und Vielfalt", wurde bei der Einweihung des Platzes am 16. Januar von einem der offiziellen Redner betont. Diese Veranstaltung wurde von Gegendemonstranten mit dem Zwischenruf "Keinen Platz für Kriegsverbrecher" gestört. In einem Internet-Aufruf forderten Friedensaktivisten:
"Kein Vergessen der Opfer. Kein Vergessen der bis heute unterlassenen Untersuchungen. Kein Vergessen des Schweigens in der EU darüber."
Am neunten Jahrestag des Odessa-Massakers gehörte der "Odesaplatz" dann komplett ihnen. "Es ist wichtiger denn je, die Erinnerung an das Massaker von Odessa und an die Tatsache, dass keinesfalls alle Ukrainer die gegenwärtige Reaktion unterstützen, wachzuhalten. Wir müssen gemeinsam das Regime in Kiew und die Pro-US- und die Pro-NATO-Haltung massiv kritisieren", sagte Bücker.
Bis auf einen kleinen Zwischenfall, als eine Gruppe "Proukrainer" mit der berühmt-berüchtigten Parole "Slawa Ukraini" am Redner vorbeiging, verlief die Veranstaltung in einer friedlichen und ausgelassenen Atmosphäre. Vor allem wurde viel gesungen – auf Russisch und Ukrainisch. "Dieser Krieg der NATO-Faschisten richtet sich gegen die beiden Völker und auch gegen unser Volk. So sangen wir heute gemeinsam die Hymne des Großen Vaterländischen Krieges "Священная война – Der Heilige Krieg" und das Kinderlied "Immer lebe die Sonne – Пусть всегда будет солнце" auf Russisch und auf Deutsch", sagte ein Teilnehmer der Singgruppe "Roter November".
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