Der deutsche Chemiekonzern BASF und der VW-Konzern planen weitere große Investitionen in China. Einem Bericht der New York Times zufolge läuft dies der US-amerikanischen Strategie zuwider, China wirtschaftlich zu isolieren. Auf den NYT-Artikel bezog sich am Samstag die Berliner Zeitung.
Demnach habe BASF angekündigt, zehn Milliarden Euro in einen weiteren Chemieproduktionskomplex in China zu investieren. Der Chemiekonzern betreibe bereits 30 Produktionsstätten in dem Land. Der geplante chinesische Standort würde größenmäßig mit dem BASF-Hauptsitz in Ludwigshafen konkurrieren. Volkswagen plant derweil, seine in China produzierten Automobile an die Wünsche chinesischer Kunden anzupassen. Die Strategie laute: "In China für China". Damit würden die beiden deutschen Unternehmen der US-Strategie einer wirtschaftlichen Abkapselung Chinas entgegenwirken.
Die Investitionen in China seien auch dem Umstand geschuldet, dass man in Europa kein Geld mehr verdienen könne, lautete die Erklärung des BASF-Vorstandsvorsitzenden, Martin Brudermüller. Mit den Erträgen aus China ließen sich zumindest die Verluste durch die hohen Energiepreise und die strengen Umweltschutzvorgaben in Europa kompensieren.
"Ohne das Geschäft in China wäre die notwendige Umstrukturierung hier nicht so möglich. … Nennen Sie mir nur eine Investition in Europa, mit der wir Geld verdienen könnten", habe Brudermüller auf der Bilanzkonferenz im Februar die Lage des Unternehmens erläutert.
Bei Volkswagen hätten sich Führungskräfte "privat" in ähnlicher Weise ausgedrückt. Aufgrund der hohen Energie- und Lohnkosten müsse man in China viel verkaufen, um den europäischen Betrieb zu unterstützen.
Aus Wettbewerbsgründen plane die Biden-Regierung stattdessen die Ausweitung der amerikanischen Infrastruktur und Produktion. Mit den USA erwarteten die Europäer jedoch keine neuen Handelsabkommen. Dagegen könne Deutschland seine Handelsbeziehungen zu China nicht kurzfristig lockern. Gerade im Hinblick auf Technologieprodukte wie Mobiltelefone und LEDs sowie Rohstoffe wie Lithium und Seltene Erden sei das nicht möglich, stellte Katrin Kamin, die Direktorin der Kieler Initiative für Geopolitik und Wirtschaft, fest. "Dazu sind die Abhängigkeiten zu groß", sagte sie.
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