Eine schwere Staatskrise mit erbitterten Kämpfen zwischen der Armee und Paramilitärs lässt das Land immer tiefer im Chaos versinken. Lokalen Ärzteorganisationen zufolge gab es nicht einmal 24 Stunden nach Ausbruch der Gefechte bereits Dutzende Tote und mehrere Hunderte Verletzte zu beklagen – die Tendenz sei weiter steigend.
Die am Samstag innerhalb von Stunden eskalierte Gewalt zwischen der Armee des Sudan und der paramilitärischen Gruppe "Rapid Support Forces" (RSF) setzt sich auch am Sonntag fort. Aus der Hauptstadt Khartum wurden übereinstimmenden Berichten zufolge weitere schwere Gefechte gemeldet. Trotz der andauernden Kämpfe meldete das sudanesische Militär, dem Sieg nahe zu sein.
Angaben der Ärztegewerkschaft Central Committee Of Sudan Doctors (CCSD) zufolge wurden durch die Auseinandersetzungen bislang mindestens 56 Zivilisten getötet. Zudem gebe es rund 600 Verletzte, darunter sowohl zivile Opfer als auch Kämpfer beider Konfliktpartien. Es sei davon auszugehen, dass es aufseiten des Militärs und der RSF weitere Tote gebe.
Der UN-Sicherheitsrat forderte alle Konfliktparteien auf, das Blutvergießen zu beenden und Gespräche zur Beendigung der Krise aufzunehmen. Außerdem müssten humanitäre Helfer sicheren Zugang bekommen und UN-Mitarbeiter vor Angriffen geschützt werden, forderte das Gremium der Vereinten Nationen am Sonntagmorgen.
Hintergrund des Gewaltausbruchs ist ein Machtkampf zwischen General Abdel Fattah Burhan, dem Vorsitzenden des Souveränen Rates als De-facto-Staatsoberhaupt, und dem stellvertretenden Präsidenten dieses herrschenden Militärrates, dem Generalleutnant Mohammed Hamdan Daglo, der zugleich Anführer der bewaffneten RSF ist. Der Konflikt wuchs sich am Samstag binnen weniger Stunden zu heftigen Kämpfen zwischen der Armee und der paramilitärischen Gruppe aus. Aus der Hauptstadt Khartum wurde unter anderem Artilleriebeschuss gemeldet, zudem gibt es Berichte über Luftangriffe der sudanesischen Luftwaffe auf Stützpunkte der RSF. Derzeit ist unklar, wer in Khartum die Oberhand hat.
Die RSF behaupteten am späten Samstagabend, 90 Prozent der vom Militär kontrollierten Gebiete im Sudan erobert zu haben und in die Kommandozentrale der regulären Armee eingedrungen zu sein. Die Armee wies diese Behauptung als Falschmeldung zurück.
Die Eskalation der Gewalt löste weltweit Besorgnis aus. Der UN-Generalsekretär António Guterres forderte die Konfliktparteien auf, "die Feindseligkeiten unverzüglich einzustellen, die Ruhe wiederherzustellen und einen Dialog zur Lösung der aktuellen Krise einzuleiten". Die Länder Katar, Saudi-Arabien, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate sowie die Arabische Liga drängten das sudanesische Militär und die RSF, sich auf eine Waffenruhe zu einigen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Auch der US-Außenminister Antony Blinken und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell fordern ein Ende der Gewalt. Deutschlands Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) forderte ein Ende der Kämpfe und schrieb auf Twitter:
"Beide Seiten müssen die Kampfhandlungen einstellen und weiteres Blutvergießen verhindern."
Sie sei "entsetzt über die vielen Opfer" und unterstütze die Bemühungen um einen Waffenstillstand. Zu Verhandlungen zeigte sich am Samstagabend jedoch keine der beiden Seiten bereit. Stattdessen forderte der sudanesische Machthaber und Armeechef General Abdel Fattah Burhan die Auflösung der "Rebellenmiliz" RSF. Deren Anführer Mohammed Hamdan Daglo forderte im Gegenzug Burhan auf, sich zu ergeben.
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