Die Hauptstadt Berlin hat vielseitige Probleme angesichts der an Einwohnerzahlen sich stetig vergrößernden internationalen Metropole. Regelmäßig erfahren dabei die organisierenden Behörden den Vorwurf, in Ansätzen den individuellen Bedürfnissen und Anspruchshaltungen der Neubürger aus aller Welt nicht gerecht zu werden. Die Unterstellung institutioneller rassistischer Realitäten auf den Behördengängen und in den Amtsstuben gilt als vermeintliche Tatsache.
Um dem erneuten Vorwurf vorliegender "Defizite beim Thema Rassismus" vorzubeugen, sind aktuell die Beamten der erst jüngst neu eröffneten Polizeidirektion am Kottbusser Tor im Stadtteil Kreuzberg mit einer Aufräumaktion in den Geschirrschränken zuvorgekommen. Die von Rassismus-Forschern kritisierten Objekte stellten dabei die extra für diese Wache aus den eigenen Werbemitteln der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zur Verfügung gestellten Kaffeetassen dar. Die Berliner Zeitung erläutert die vermeintliche Provokation:
"Auf ihnen ist neben dem GdP-Symbol als Gestaltungselement eine dünne blaue Linie aufgedruckt: die sogenannte Thin Blue Line. Das Symbol stammt aus den USA. Das Blau steht für die blauen Uniformen amerikanischer Polizisten. Seit den 1960er-Jahren verweist die dünne blaue Linie auf die Polizei als letzten Schutz gegen das Abrutschen der Gesellschaft in gewalttätiges Chaos."
Rund um die US-Ereignisse der Causa "George Floyd" im Jahr 2020 schwappte die unerbittliche Bewegung "Black Lives Matter" auch nach Deutschland. Zu der nun vermeintlich benötigten Sensibilität in Bezug auf Kaffeetassen mit einem blauen Streifen erklärt die Berliner Zeitung:
"Bei der Berliner Polizei, der besonders von Linken 'struktureller Rassismus' unterstellt wird, heißt es nun: Von schwarzen Menschen, die in den USA leben, werde die Thin Blue Line als bedrohlich und rassistisch wahrgenommen, seit sie dort durch Personen mit rechter Gesinnung genutzt wurde."
Eine Berliner Polizeisprecherin führt diesbezüglich weiter aus:
"Auch wenn in Berlin die Verwendung des Symbols im Zusammenhang mit politisch motivierter Kriminalität von rechts bislang nicht bekannt wurde, kann die Thin Blue Line auf hier lebende schwarze Menschen die gleiche Wirkung haben und dazu führen, dass Polizeidienstkräften rassistische und rechte Tendenzen oder Einstellungen zugeschrieben werden."
Um der Gefahr befürchteter "Wirkungen" entgegenzuarbeiten, wurden "die Tassen nach einer entsprechenden Sensibilisierung seitens der Leitung der Direktion 5 durch ein Mitglied der GdP vorsorglich aus der Nebenwache am Kottbusser Tor entfernt". Noch Anfang März hieß es laut Twitter-Beitrag der GdP, die Wache sei mit "smarten GdP-Tassen" bestückt worden. Der Sprecher der GdP, Benjamin Jendro, äußerte sich nun kritisch, hinsichtlich des voreiligen Gehorsams gegenüber einer willkürlichen Wahrnehmung. Jendro wird in dem Artikel mit den Worten zitiert:
"Selbst der Slogan Thin Blue Line fällt nicht in diese Kategorie, nur weil es irgendwer behauptet. Wir müssen langsam mal darüber sprechen, wie viel Macht man Einzelnen gibt, gerade im Social Media, um Symbole und Worte entweder für sich zu vereinnahmen oder sie zu entfremden."
Dies stelle die Selbstverständlichkeit infrage, dass die GdP wie auch die Berliner Behördenleitung "für eine vielfältige Bürgerpolizei, die sich von jeglichem extremistischen Gedankengut distanziert", stehen würde. Um sein Unverständnis zum Ausdruck zu bringen, schuf der GdP-Sprecher den Hashtag #MeineTassebleibt, um Auszubildenden der Behörde solidarisch mit auf den Weg zu geben:
"Liebe Azubis der Polizei Berlin, wir unterstellen Euch übrigens keine rassistischen/rechten Einstellungen, die Zweifel an Neutralität, Objektivität, Verfassungstreue aufkommen lassen, weil ihr eine dienstlich gelieferte dünne blaue Linie auf der Schulter habt #MeineTassebleibt."
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