Die rund 21 Millionen Rentner in Deutschland können dank voller Rentenkasse auch in den kommenden Jahren mit steigenden Bezügen rechnen. Das sagte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach, der Bild am Sonntag.
Der Milliardenüberschuss der Rentenkasse sei dadurch möglich, dass die Rente mit Lohnentwicklung gekoppelt ist und es trotz Krisenstimmung auf dem Arbeitsmarkt gut laufe, Unternehmen sogar dringend Arbeitnehmer suchten, begründete sie den Geldsegen. Laut Roßbach sind die Einnahmen stärker als erwartet angestiegen.
"Die Einnahmen steigen, letztes Jahr gab es sogar einen Überschuss von 3,4 Milliarden Euro – damit hatten wir nicht gerechnet."
Das dürfte sich auf die jährliche Rentenanpassung auswirken. Voraussichtlich könnte es somit ab Juli im Westen etwa 3,5 und im Osten rund 4,2 Prozent mehr geben, der exakte Beschluss steht noch aus.
Laut Roßbach sei die Rente stabil und bleibe auch stabil. Ob der Rentenversicherung am Ende des Jahres wieder ein Überschuss wie im letzten Jahr gelingt, hänge auch davon ab, wie die Tarifabschlüsse ausfielen. Doch Roßbach zeigt sich optimistisch, da die Kassenlage gut aussehe und bisherige Tarifabschlüsse einen Rentenaufschlag erahnen ließen.
Zumindest bis 2026 sollen auch die Beiträge in Höhe von 18,6 Prozent des Bruttolohns demnach nicht ansteigen. "Danach könnten die Beiträge steigen – das ist auch abhängig davon, wie das Rentenpaket aussehen wird, das die Politik in diesem Jahr noch auf den Weg bringen will", so Roßbach.
Während auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil die Entwicklungen lobte, liegt aufgrund von Uneinigkeiten noch kein konkreter Beschluss vor, um die Vorhaben der Ampel-Koalition in ein Gesetz zu gießen, wonach das Rentenniveau auf mindestens 48 Prozent des Durchschnittslohns gebracht werden soll. Finanzminister Christian Lindner (FDP) setzt auf die Kapitalmärkte, die ab Mitte der 2030er Jahre die Aktienrente sichern sollen.
Zudem bleiben trotz offenbar sprudelnder Rentenkasse zahlreiche Menschen im Alter zurück oder sorgen selbst für ihr Einkommen. Laut dem Statistischen Bundesamt hat die Erwerbsbeteiligung der 60- bis 64-Jährigen so stark zugenommen wie in keiner anderen Altersgruppe. Demnach ist in den letzten zehn Jahren der Anteil von 44 Prozent (2011) auf 61 Prozent (2021) gestiegen. Sogar jenseits des erhöhten Renteneintrittsalters ist der Anteil jener, die arbeiten, im gleichen Zeitraum von 10 auf 17 Prozent angestiegen.
Für Frauen ist es besonders schwierig, im Alter ein Auskommen zu haben: Nach 40 Jahren Vollzeiterwerbstätigkeit liegt jede dritte Rente für sie unter 1.000 Euro. Im September vergangenen Jahres zeigten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zudem, dass zwölf Prozent mehr Rentner in Deutschland Grundsicherung im Alter beantragten als im Vorjahr.
"Diese Zahlen stehen für eine Misere, die in Deutschland stattfindet. Die Inflation und die hohen Energiepreise überfordern die Menschen, die mit einer kleinen Rente auskommen müssen. Die Bundesregierung muss Altersarmut endlich konsequent bekämpfen. Immer mehr Rentnerinnen und Rentner wissen nicht ein noch aus. Sie sitzen bei kalten zwölf Grad in ihrer Wohnung und essen am Monatsende nur noch Toastbrot, weil das Geld für mehr nicht reicht", erklärte Verena Bentele, die Präsidentin des Sozialverbands VdK. Sie fügte hinzu:
"Die Zahlen zeigen aber nur die Spitze des Eisbergs: 70 Prozent der Berechtigten beantragen gar keine Grundsicherung im Alter – entweder weil sie die Leistung nicht kennen oder weil das Antragsverfahren zu beschämend ist. Die Realität ist viel dramatischer, als diese Zahlen belegen."
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