Nach dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVP) und zwei weiterer US-Banken äußert sich Robert Habeck als Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz zuversichtlich. Während seines Besuchs in Brasilien sagte er, die Nachrichten, die er von der US-Regierung erhalte, lassen ihn verhalten positiv annehmen, dass es nicht zu einer neuen Bankenkrise wie in den Jahren 2008 und 2009 kommen werde. Damals hatte die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers einen Dominoeffekt und damit eine weltweite Wirtschaftskrise ausgelöst, die vor allem die EU hart getroffen hat.
Habeck geht davon aus, dass die Maßnahmen, die nach der Finanzkrise von 2008 in der EU getroffen wurden, das hiesige Bankensystem ausreichend stabilisieren. Generell sei das Bankensystem heute in einer besseren Verfassung, glaubt Habeck. Ähnlich sieht das auch der Bundesminister der Finanzen Christian Lindner (FDP).
Nach der Finanzkrise 2008 waren die Eigenkapitalanforderungen an Banken erhöht worden, die Bankenunion der EU umfasst nun eine gemeinsame Aufsicht, eine gemeinsame Einlagensicherung und einen einheitlichen Mechanismus zur Abwicklung von Banken in der Europäischen Union. Zudem werden die Banken regelmäßig mit Stress-Szenarios auf sogenannte Resilienz geprüft.
Bei einem letzten Stress-Test im Herbst letzten Jahres bescheinigte die Bundesbank dem deutschen Bankensystem zwar eine befriedigende Resilienz. Allerdings wies der Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling aufn-tv auch darauf hin, dass der Test die Zinswende, die Auswirkung der Inflation sowie die Folgen des Krieges in der Ukraine noch nicht berücksichtigte. Die BaFin befürchtete damals sogar, dass sich die Bedingungen für eine umfassende Krise stärker zusammenbrauen.
"Wir wissen nicht, wie windig es wirklich wird, aber die Bedingungen für einen perfekten Sturm sind gegeben", sagte der oberste Bankenaufseher Raimund Röseler von der BaFin, der bundesdeutschen Bankenaufsichtsbehörde.
Sollten entgegen den Erwartungen Habecks auch Banken in der EU in Schieflage geraten, würde dies heute auf ein völlig anderes Umfeld treffen. Die EU leidet unter den eigenen Sanktionen, eine Rezession steht bevor, die Inflation ist hoch, die Verschuldung durch Kriegsanleihen ebenfalls. Gleichzeitig sieht sich die EU aufgrund hoher Energiekosten mit einer Welle der Abwanderung hochkarätiger Industrie konfrontiert.
Nicht ganz so zuversichtlich wie der zuständige Bundesminister scheint auch das Federal Reserve Board der Zentralbank Fed der USA zu sein. Dort hat man eine Untersuchung des Zusammenbruchs angekündigt. Derzeit dürfte noch unklar sein, welche konkreten realwirtschaftlichen Auswirkungen die Bankenpleite nach sich zieht und wie verflochten das Investmentgeschäft der SVB mit anderen Banken ist. Inzwischen wurden zwei weitere Banken in den USA geschlossen.
Ausgelöst wurde die jüngste Bankenpleite nicht zuletzt durch die Zinssatzanhebungen der Fed. Dies führte zu einem Wertverlust älterer Anleihen, wodurch die Banken belastet werden. Die EZB folgte mit ihren Zinsschritten weitgehend den Fed-Vorgaben aus Übersee, was zu den gleichen Stress-Effekten in Europa führen dürfte.
Mehr zum Thema – Neue Bankenkrise: Droht eine Kettenreaktion wie 2008? – Erinnerungen an den Fall Zypern