Geplantes Verbrenner-Aus: Audi-Chef warnt vor "Hängepartie"

Ab 2035 sollen in der EU keine Verbrenner mehr zugelassen werden. In Italien und Deutschland formiert sich jedoch Widerstand. Unterstützung für die ehrgeizigen Pläne erhält die EU jetzt ausgerechnet von der Autoindustrie.

Ab 2035 sollen Autos mit Verbrennungsmotor in der EU nicht mehr zugelassen werden können. So zumindest lautet der Plan, bei dem sich bisher fast alle einig waren und dessen Beschluss eigentlich nur noch als Formsache galt. Doch innerhalb der EU formiert sich in letzter Sekunde nun doch zunehmend Widerstand gegen die ehrgeizige Agenda. Neben Italien droht jetzt auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) mit einem Veto. In der neu entfachten Debatte hat nun ausgerechnet Audi-Chef Markus Duesmann vor einer Abkehr vom geplanten Verbrenner-Aus gewarnt. "In der politischen Diskussion sehen wir das Risiko, dass der klare Beschluss der EU zum Verbrenner-Ausstieg 2035 wieder infrage gestellt wird", kritisierte Duesmann im Gespräch mit dem Spiegel.

"Das birgt die Gefahr einer Hängepartie, und die wäre für die Autoindustrie fatal."

Der Audi-Chef betonte die Notwendigkeit der Planungssicherheit für die Autobranche und ihre milliardenschweren Investitionen. Damit bezieht Duesmann eine andere Position als Wissing, der eine Ausnahme für Verbrenner fordert, die mit E-Fuels betankt werden können, also mit grünem Strom erzeugtem Synthetik-Kraftstoff. Eine solche Ausnahme sei allerdings nicht notwendig, so Duesmann, da synthetische Kraftstoffe im Pkw-Segment mittelfristig sowieso keine große Rolle spielen würden. "Audi hat eine klare Entscheidung getroffen: Wir steigen 2033 aus dem Verbrenner aus, weil das batterieelektrische Fahrzeug die effizienteste Methode für Individualmobilität ist."

Die Technologie zur Herstellung von eFuels gilt dagegen als ineffizient und teuer. Zudem liegt der Wirkungsgrad von eFuels laut einer Erhebung des ADAC bei nur etwa 15 Prozent – der von E-Autos liegt bei etwa 70 bis 80 Prozent. Die Energiebilanz strombasierter Kraftstoffe ist also deutlich schlechter als von Strom selbst. Laut Duesmann kämen sie daher langfristig nur für Mobilitätsformen in Betracht, bei denen Energie nicht anders gespeichert werden kann: "Flugzeuge werden auf E-Fuels angewiesen sein oder die Bestandsflotte, also die Pkw, die bereits auf der Straße sind", erklärte er.

Zwar befürwortet der Audi-Chef selbst auch strengere CO₂-Ziele. Verbote, wie sie oftmals etwa die Grünen fordern, lehnt Duesmann jedoch ab. "Wir müssen die Probleme dieser Welt nicht durch Verzicht, sondern durch Technologie lösen." Daher arbeite sein Konzern überwiegend an Technologien, "die uns von fossilen Rohstoffen wegbringen". Der Krieg in der Ukraine zeige mehr denn je, "wie wichtig es ist, dass wir uns von den fossilen Rohstoffen abwenden", sagte Duesmann schon kurz nach Beginn des Ukrainekrieges:

"Jetzt geht es nicht mehr nur um Klimaschutz, sondern auch um Stabilität und Friedenssicherung."

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