Die deutsche Industrie kämpft weiterhin mit der schweren Wirtschaftskrise. Das zeigt sich wie in einem Brennglas bei dem Chemiekonzern BASF aus Ludwigshafen. Neben den bereits im Herbst angekündigten "Einsparungen" von 500 Millionen Euro und 5.000 Arbeitsplätzen plant der Chemiegigant laut dem Handelsblatt nun weitere "Stilllegungen" bei den Produktionsanlagen selbst.
Dem Bericht zufolge wird der BASF-Vorstand bei der Bilanzpressekonferenz am 24. Februar die Stilllegung eines Teils seiner Ammoniak-Produktion in Ludwigshafen bekannt geben.
Bereits letztes Jahr hat der Konzern zwei Anlagen am heimischen Standort aufgrund der extrem hohen Gaspreise heruntergefahren. Eine dieser Anlagen soll jetzt dauerhaft geschlossen bleiben, ein ähnliches Schicksal könnte auch dem Standort im belgischen Antwerpen drohen.
Als weiterer möglicher Kandidat für eine Abwicklung gilt zudem die problembehaftete BASF-Fabrik für das Kunststoff-Vorprodukt TDI. Die rund eine Milliarde Euro teure Anlage in Ludwigshafen wurde erst 2018 nach vielen Verzögerungen voll in Betrieb genommen. Sie kämpft seither laut Handelsblatt immer wieder mit weiteren technischen Problemen, die jede Menge Folgekosten verursachen. Da sich die Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der hohen Energiekosten verschlechtert habe, so die Überlegung, könnte der Konzern die Anlage komplett aufgeben – was allerdings zusätzliche Wertberichtigungen in Milliardenhöhe erfordern würde.
Analysten betonen, dass sich der Konzern auch eine "gewisse Manövriermasse und Drohkulisse erhalten" will, damit er weiterhin Druck auf die Politik in Richtung einer günstigeren Energieversorgung ausüben kann. Chemieexperte Markus Mayer von der Baader Bank betont in diesem Kontext:
"Man wird wohl abwarten, wie zum Beispiel die EU und die Bundesregierung auf den Inflation Reduction Act der US-Regierung reagieren werden."
Nicht nur die antirussischen Sanktionen bedrohen die deutsche Wirtschaft, sondern auch der hier von Mayer angesprochenen Inflation Reduction Act der US-Regierung. Im Rahmen dieses Gesetzes locken die USA mit besonders niedrigen Steuern und Energiepreisen große Unternehmen aus aller Welt ins Land. BASF-Chef Martin Brudermüller hatte 2022 bereits angedeutet, dass Investitionen in Europa und insbesondere Deutschland unter den aktuellen Bedingungen kaum noch von Interesse seien.
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