Wann es das Geld tatsächlich geben wird, steht noch in den Sternen, vielleicht im Herbst. Doch die Zeit werden die Studenten brauchen. Das Verfahren, um überhaupt den Antrag stellen zu können, könnte komplizierter nicht sein. Der Finanzjournalist Norbert Häring weist darauf hin, dass es sich um ein "Testgelände" handele, um die flächendeckende Einführung der umstrittenen digitalen Identität voranzutreiben.
Man hätte die 200 EUR etwa mit dem Semesterbeitrag verrechnen können. In dem Fall hätten etwa die Hochschulen den Semesterbeitrag entsprechend anpassen und sich das Geld vom Staat zurückholen können.
Ohne Smartphone geht (fast) nix
Stattdessen werden Studenten und Berufsschüler ein NFC-fähiges Smartphone benötigen und die staatliche "AusweisApp2" installieren müssen. Um die App überhaupt nutzen zu können, müssen sie der eID-Funktion zustimmen. Dabei handelt es sich im Prinzip die digitale Version des Personalausweises.
Bei neueren Ausweisen ist die Funktion automatisch aktiviert. Wer aber einen neuen benötigt, zahlt für ihn 37 EUR und wird zweimal auf einen Termin beim Bürgeramt warten müssen – zur Beantragung und zur Abholung. In Berlin kann das schon mal sechs Monate dauern.
Hat man dann PIN-Brief, Transport-PIN und PUK beisammen, kann es auch schon mit der Beantragung der Bund-ID weitergehen, durch die man sich gegenüber Behörden identifiziert. Eine Alternative wäre noch, das Steuerportal Elster zu nutzen. Doch ohne Bund-ID ist die Beantragung der 200 EUR schlicht nicht möglich.
Mehr Nudging
Versuchsberichten zufolge ist bereits die Installation der App furchtbar kompliziert. Wer es dennoch schafft, sollte darauf hoffen, dass es die Ausbildungsstätten unterdessen geschafft haben, die Listen mit all ihren Studenten an das entsprechende Portal weiterzugeben, um die individuellen Zugangscodes zu erhalten. Die entsprechenden Schnittstellen müssen natürlich erst programmiert werden.
Ist das die versprochene Bequemlichkeit, die die Digitalisierung des Staates den Bürgern bringen soll? Oder werden hier eher arme Studenten und Berufsschüler missbraucht, um mehr digitale Kontrolle in der Gesellschaft zu etablieren? Wer auf Geld vom Staat angewiesen ist, wird sich über diese Frage sicher nicht lange Gedanken machen können.
Mehr zum Thema – Für "Forschungszwecke": Lobbyisten fordern Freigabe personenbezogener Patientendaten