Wohnbau Lörrach: Mieter raus, Flüchtlinge rein?

In den sozialen Netzwerken kursiert ein Brief, aus dem hervorgeht, dass eine Lörracher Wohnungsbaugesellschaft die Mietverträge zahlreicher Wohnungen kündigt, um Flüchtlinge unterzubringen. T-Online meldete bereits einen rechten Shitstorm auf Twitter. Was ist dran an der Geschichte?

"Wie Sie wissen, hat Deutschland einen erheblichen Zustrom von Flüchtlingen aus der Ukraine und anderen Weltregionen zu verzeichnen. Auch die Stadt Lörrach und der Landkreis sind zur Unterbringung von Flüchtlingen verpflichtet."

Wenn der Brief Ihres Vermieters so anfängt, wissen Sie, dass er nichts Gutes verheißt. Und in der Tat verschickte die Wohnbau Lörrach vergangene Woche den im Netz kursierenden Brief an die Mieter in einer ihrer Liegenschaften. Eine Pressemitteilung der Stadt bestätigte dies.

"Zur Unterbringung verpflichtet"? Schön und gut, aber doch nicht auf Kosten der Einheimischen? Doch, denn wie die Stadt Lörrach weiter mitteilte, liege ihr Zuweisungsschlüssel für das Jahr 2023 bei 356 Flüchtlingen. 2022 seien in Lörrach bereits 638 Personen "mit Fluchthintergrund" aufgenommen worden, der überwiegende Teil aus der Ukraine.

Um genügend Platz für Neuankömmlinge zu finden, sollen nun die rund 40 bisherigen Mieter der betroffenen Liegenschaft ausziehen. Die Wohnanlage soll dann rund 100 Flüchtlingen Platz bieten. Als Ersatz versprach man den Mietern, "zeitnah modernere und bezahlbare Wohnraumangebote" zu unterbreiten. Den Umzug der betroffenen Mieter werde man logistisch und finanziell unterstützen.

Dazu, warum die Wohnbau Lörrach ihre Flüchtlingsunterkunft unbedingt in bereits bewohnten Gebäuden unterbringen will, hieß es, dass es sich um Wohnungen handele, die am Ende ihres Lebenszyklus stünden. Ihr Abbruch und Ersatzneubau sei für die nächsten Jahre sowieso vorgesehen gewesen.

Was Flüchtlinge in Gebäuden verloren haben, die bald abgerissen werden, erschließt sich hieraus nicht. Eine Vermutung wäre, dass die Stadt Lörrach Konflikte zwischen Einheimischen und Zuwanderern vermeiden möchte und die Gruppen vorsorglich lieber trennt. Und bis die alte Liegenschaft wirklich abgerissen werden muss, sind vielleicht schon neue Wohnungen aus dem Boden gewachsen. So geht eben modernes Migrationsmanagement.

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