In einem Interview mit Helge Schneider befragte Maischberger den Musiker und Komiker zum Begriff kulturelle Aneignung. Sie wollte von Schneider wissen, wie er sich zu der Forderung verhalte, dass weiße Musiker keine Musik spielen sollten, die traditionell mit schwarzen Musikern in Verbindung gebracht wird. Maischberger nannte als Beispiele Jazz und Reggae. Helge Schneider reagierte darauf mit der Bemerkung, das interessiere ihn "einen Scheißdreck". Wörtlich sagte er:
"Es schwebt im Raum, dass irgendwelche Leute irgendwelche Regeln erfinden. (…) Ich als Musiker empfinde die Musik als Überwesen und die Musik ist entstanden durch Vermischung und Wanderung. (…) Diese ganze Musik mache ich nicht selber, sondern sie ist da. Ich bin nur der ausführende Musiker. Ich mache die Musik, die ich fühle. Und wenn ich Musik fühle und jemand anders sagt, das ist aber kulturelle Aneignung, dann interessiert mich das einen Scheißdreck."
Die Aktivistin Jasmina Kuhnke, die sich für Antirassismus starkmacht, widerspricht Maischberger in einem Tweet. Niemand wolle, dass weiße Musiker keine Musik von Schwarzen spielen.
Kuhnke bekommt auch Zustimmung. Die Frage sei unterkomplex, wird Maischberger vorgeworfen. So unterstützt beispielsweise der User Alex die Auffassung Kuhnkes. Er meint, die notwendige Diskussion um kulturelle Aneignung und die Aufklärung darüber würde von Maischberger ins Lächerliche gezogen.
Allerdings führen andere wiederum konkrete Beispiele an. So wird auf die Schweizer Reggae-Band "Lauwarm" verwiesen, die wegen des Tragens von Dreadlocks mehrfach von Konzerten ausgeladen wurde.
Kuhnke reagiert darauf mit dem Hinweis, dieses Verbot hätten nicht Schwarze erlassen. Am Grundproblem der Repression ändert das natürlich nichts. Helge Schneider bekommt für seine Absage an die Regulierung von Kunst auf Grundlage ideologischer Konstruktionen insgesamt viel Zustimmung. Das Konzept der kulturellen Aneignung sei eine neue Form des Rassismus, meint ein Nutzer.
Twitter-Nutzer Ralf meint, Kulturen entstünden immer durch Austausch, Aneignung und Modifizierung von Bekanntem und Erlerntem.
Was in der Diskussion nicht zur Sprache kommt, ist das Canceln russischer Kultur in der Ukraine und im Baltikum, – obwohl der Rahmen der Sendung dies durchaus hergegeben hätte. In der Ukraine werden die Zeugnisse russischer Kultur verbannt und verboten. Bücher werden verbrannt, Denkmäler abgerissen, die Musik russischer Komponisten nicht gespielt.
Dass dieses Thema nicht zur Sprache kam, ist umso erstaunlicher, da der Kontext des Interviews mit Helge Schneider es nahelegte. Das Interview mit ihm bildete den Abschluss einer Sendung, in der sich Sahra Wagenknecht (Die Linke) einerseits und Gerhart Baum (FDP) andererseits über das Thema Waffenlieferungen an die Ukraine unterhalten haben. Wagenknecht stellte sich dagegen, Baum dafür.
Die Ukraine zeigt wie wohl kein anderes Land der Welt aktuell, welche Konsequenzen die Einschränkung der Freiheit von Kunst und Kultur aus ideologischen Gründen hat. Man hätte es in diesem Kontext gut zum verbindenden Thema machen können. Maischberger aber hatte darauf verzichtet, – vermutlich cancelte sie diesen Gedanken aus ideologischen Gründen.
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