Für den 15. Februar steht nach bisheriger Planung weiterhin im Veranstaltungskalender des Kraftwerk e.V. Chemnitz die Vortragsreihe: "'Steimle aktuell' live und unzensiert". Das Regionalportal Tag24 informierte am 6. Februar darüber, dass der beabsichtigte Auftritt des Kabarettisten Uwe Steimle der Stadträtin Christin Furtenbacher (Bündnis 90/Die Grünen) "nicht koscher" sei. Sie möchte den Abend verhindern. Zu den Beweggründen der Politikerin heißt es:
"Der Auftritt wird gefördert mit Jugendmitteln der Stadt. Steimle fällt seit Jahren mit antisemitischen, rassistischen und extrem rechten Aussagen sowie antidemokratischen Äußerungen und Verschwörungsmythen auf. So wird er von vielen wahrgenommen. Ich empfehle eine Prüfung der Absage."
Ortsunkundige werden hinsichtlich der eingeforderten "Prüfung" überrascht sein, dass die verantwortliche Projektleiterin des Kraftwerk e.V. Chemnitz, Ute Dziuballa, Ehefrau des Chemnitzer Juden Uwe Dziuballa ist. Dieser betreibt das jüdische Restaurant "Shalom" in Chemnitz. Tag24 prognostiziert, dass die Forderung der grünen Lokalpolitik "das politische Eigentor des Jahres in Chemnitz" werden könnte. Der attackierte Steimle wird mit den Worten zitiert:
"Das ist nur noch lächerlich. Ich wurde von der befreundeten Familie Dziuballa eingeladen. Mit Antisemitismus und Rassismus habe ich nichts zu tun. Im Gegenteil – wer mich kennt, weiß das (...) Wohin soll das führen?"
Projektleiterin Ute Dziubulla bestätigte gegenüber Tag24:
"Wir verstehen die Debatte nicht. Uwe Steimle ist auf keinen Fall Antisemit. Er war mit dem Chemnitzer Auschwitz-Überlebenden Justin Sonder befreundet und reiste mit meinem Mann nach Israel. Wir würden gerne wissen, worauf sich die Vorwürfe konkret beziehen." Die Projektleiterin will nicht einknicken: "Wir stehen dafür, dass Uwe Steimle im Kraftwerk auftritt."
"Kraftwerk e.V. Chemnitz"-Projektkollege Uwe Klötzer findet es laut dem Artikel "schade, dass Personen bestimmte Diskussionen nicht zulassen. Kunst kann und muss polarisieren, man muss sie aber auch akzeptieren, statt sie abzuwürgen." 2019 kritisierte und attackierte der damalige Tagesspiegel-Autor Matthias Meisner Steimle für seine T-Shirt-Aufschrift "Kraft durch Freunde" und unterstellte ihm einen "beabsichtigten" und "offenkundigen Bezug zur NS-Organisation 'Kraft durch Freude'". Diese Kampagne führte zu einem Ende der langjährigen Zusammenarbeit zwischen Uwe Steimle und dem MDR.
Weder Matthias Meisner, der im damaligen Artikel vorwurfsvoll fragte: "missglückte Satire – oder rechtsradikale Agitation?", noch dem Tagesspiegel oder der MDR-Redaktion war zu diesem Zeitpunkt anscheinend bekannt, dass dieser bewusste und erkennbar abgewandelte Slogan von dem Kabarettisten und Steimle-Vorbild Werner Finck stammt, der wiederum selbst während der Nazizeit im KZ gesessen hatte.
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