Versprochene Bradley-Panzer: US-Militär will ukrainische Soldaten in Grafenwöhr ausbilden

Im bayerischen Grafenwöhr soll nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums bald die Ausbildung ukrainischer Soldaten an den von den USA zugesicherten Bradley-Panzern beginnen. Am Waffensystem Patriot sollen die Ukrainer jedoch in den USA ausgebildet werden.

Vergangene Woche hatten die USA angekündigt, der Ukraine Schützenpanzer vom Typ Bradley zur Verfügung stellen zu wollen. Nun steht fest, wo die zur Nutzung des Panzers notwendige Ausbildung der ukrainischen Soldaten stattfinden soll. Wie Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Dienstagabend mitteilte, werden die Soldaten künftig auf dem US-Stützpunkt im bayrischen Grafenwöhr in die Handhabung des schweren Geräts eingeführt. Die versprochenen insgesamt 50 "Bradleys" sollen demnach im Laufe der nächsten Wochen an Kiew übergeben werden. 

Die Ukraine drängt bereits seit Langem auf schwerere Waffen, darunter Panzer, die ihre Operationen unterstützen sollen. Der Westen aber hatte lange Zeit gezögert, diese auch tatsächlich zu liefern, da die Verantwortlichen befürchteten, weiter in den Krieg hineingezogen zu werden. Vermeintliche Bedenken, die nunmehr hinfällig sind. Denn nun steht fest: Die Panzer werden geliefert. 

Der Bradley ist ein mittelschwer gepanzertes Kettenfahrzeug, das mit einer 25-mm-Kanone ausgestattet ist. Der von BAE Systems hergestellte Schützenpanzer wiegt rund 36 Tonnen und erreicht nach Angaben der US-Armee eine Geschwindigkeit von etwa 61 km/h. Bedient wird das Gefährt von einer dreiköpfigen Besatzung und kann je nach Version finden im Heck 6 oder 7 Soldaten Platz. Zusätzlich zu seiner auf dem Turm montierten Kanone kann er einen rohrgestarteten, optisch verfolgbaren, drahtlosen Raketenwerfer (TOW) mitführen, der Panzer zerstören kann – was ihm den Beinamen "Panzerkiller" einbrachte. 

Neben den rund 50 Schützenpanzern wollen die USA der Ukraine daher zugleich auch 500 Anti-Panzer-Raketen und 250 000 Schuss 25-Millimeter-Munition zur Verfügung stellen. Damit könne die Ukraine mehr gegen russische Kampfpanzer und andere gepanzerte Fahrzeuge ausrichten, erklärte Ryder. Hinsichtlich der geplanten Ausbildungsmaßnahmen deutete er zudem an, dass die ukrainischen Truppen in der Einrichtung der US Army im bayrischen Grafenwöhr mit einigen der Panzerfahrzeuge trainieren werden, die später mit ihnen in den Kampf geschickt werden:

"Die Bradleys werden in Grafenwöhr verfügbar sein und werden auch Teil der Ausbildung im Gefecht der verbundenen Waffen sein, die sie in Deutschland absolvieren."

Auf dem Stützpunkt im Nordosten Bayerns sind derzeit rund 12.500 Soldaten der US-Armee stationiert. Die bayerische US-Garnison in Grafenwöhr ist in den vergangenen Jahren zur größten US-Basis außerhalb der USA angewachsen, was sowohl die Fläche als auch die Mitarbeiterzahl betrifft. Auch deshalb wird der Truppenübungsplatz Grafenwöhr von der US-Armee gerne als "größter und modernster ständiger Übungsplatz in Europa" betitelt.

Bis heute ist Deutschland wichtiger Bestandteil der US-amerikanischen Verteidigungsstrategie in Europa. Die hohe strategische Bedeutung Deutschlands findet etwa darin Ausdruck, dass sich die Kommandozentrale für die US-Truppen in Europa, das sogenannte European Command, statt etwa in Brüssel in Stuttgart befindet. Von dort aus koordinieren die USA ihre Truppen in rund 51 Ländern, hauptsächlich in Europa. Neben der US-Armee stehen auch die amerikanischen Luftstreitkräfte und das Marine Corps unter diesem Kommando; sie alle unterhalten Einrichtungen in Deutschland.

Tatsächlich befindet sich der größte Teil der US-Truppen Europas in Deutschland, wobei die genaue Zahl variiert, weil stets Kontingente in andere Länder verlegt werden. Außer in Japan haben die USA nirgendwo so viele Soldaten stationiert. Viele der US-Stützpunkte in Deutschland spielen zudem eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Operationen in der Ukraine.  

Die Ausbildung der ukrainischen Soldaten am Patriot-Raketenabwehrsystem wird dagegen nicht – wie ursprünglich vorgesehen – in Deutschland, sondern in den USA stattfinden, wie der Pentagon-Sprecher weiter mitteilte. "Die Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte am Patriot-Luftabwehrsystem wird bereits nächste Woche in Fort Sill (Oklahoma) beginnen. Etwa 90 bis 100 Soldaten werden in einem Kurs, der vermutlich mehrere Monate dauern wird, auf den Betrieb, die Wartung und den Erhalt des Abwehrsystems vorbereitet." 

Patriot-Raketensysteme sind für die USA und ihre Verbündeten in umkämpften Gebieten der Welt seit Langem ein begehrter Schutzschild gegen ankommende Raketen. Das Patriot-System ist ein Boden-Luft-Lenkflugkörpersystem, das erstmals in den 1980er-Jahren eingesetzt wurde und Flugzeuge, Marschflugkörper und ballistische Raketen mit geringerer Reichweite bekämpfen kann. Jede Patriot-Batterie besteht aus einem auf einem Lastwagen montierten Startsystem mit acht Abschussvorrichtungen, die jeweils bis zu vier Abfangraketen aufnehmen können, einem Bodenradar, einer Kontrollstation und einem Generator.

Für den Betrieb und die Wartung einer Patriot-Batterie sind bis zu 90 Soldaten erforderlich. Weil die Entsendung von Streitkräften in die Ukraine für die Regierung Biden jedoch kein Thema ist, zögerten die USA monatelang, der Ukraine das komplexe System bereitzustellen. Daher war es ein entscheidender Wendepunkt, als kurz vor Weihnachten bekannt wurde, dass die USA der Entsendung von Patriot-Raketensystemen in die Ukraine zugestimmt haben – etwas, das der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seit Monaten zur Verstärkung der Luftverteidigung seines Landes gefordert hatte. 

Einzige Bedingung des US-Präsidenten: die Ausbildung müsse außerhalb der Ukraine erfolgen. Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Kampf gegen Russland. Seit Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 haben die USA Kiew militärische Hilfe im Umfang von mehr als 24,9 Milliarden US-Dollar bereitgestellt. 

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