Kaum Raum, kein Personal: Thüringens Flüchtlingsunterkünfte vor dem Kollaps

Deutschland erlebt zurzeit die größte Flüchtlingswelle seit 2015/16 – viele Erstaufnahmelager sind deutlich überbelegt. So auch im Thüringischen Suhl. Dazu fehlt es vor allem an Wachleuten und Betreuern – Besserung ist kaum in Sicht.

Thüringens Flüchtlingsunterkünfte platzen aus allen Nähten. Laut dem MDR ist besonders die Erstaufnahmestelle in Suhl völlig überbelegt. Wie ein Sprecher des Landesverwaltungsamtes mitteilte, befinden sich zurzeit mehr als 1.250 Menschen in der Unterkunft. Damit ist die Einrichtung über die Hälfte der ursprünglichen Kapazität überbelegt. Normalerweise sind maximal 800 Bewohnern zugelassen. 

Migrationsminister Dirk Adams (Grüne) hatte schon vor Wochen eine Umverteilung der Bewohner angekündigt. So sollen laut Landesverwaltungsamt am Freitag 20 Menschen von Suhl in die Unterkunft nach Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis) gebracht werden. In der kommenden Woche sollen zudem rund 100 Bewohner auf andere Kommunen und Landkreise verteilt werden.

Neben dem fehlenden Wohnraum stellt vor allem das fehlende Personal ein großes Problem dar. Stellen als Koch, Betreuer oder Wachmann werden eher dürftig bezahlt, die aktuelle Krankheitswelle kommt ebenfalls dazu.

Die neu eingerichtete Flüchtlingsunterkunft in Hermsdorf (Saale-Holzland-Kreis) kann deswegen nicht genutzt werden. Sie soll im größten Notfall aktiviert werden – also jetzt. In Erfurt ist zudem ein ehemaliger Baumarkt als Erstaufnahmeeinrichtung im Gespräch, zahlreiche logistische und rechtliche Fragen stehen dem aber noch im Weg.

Für das Jahr 2023 rechnet die Bundesregierung mit weiteren Flüchtlingen, insbesondere aus der Ukraine, Nordafrika und dem Nahen Osten. Damit würde die Lage in vielen Bundesländern, gerade im Osten Deutschlands, noch angespannter. 

Mehr zum Thema - Nach Rede zur Unterbringung von Flüchtlingen: Bautzener Landrat erhält Beistand von Kretschmer