In vielen Regionen soll es laut Mitteilung des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin, Christian Karagiannidis, so gut wie keine freien Intensivbetten mehr geben. Der Krankenstand habe historische Dimensionen erreicht, so der Mediziner im Interview mit der Rheinischen Post.
Wie die Welt dazu am Samstag berichtete, seien Karagiannidis zufolge Corona-Infektionen mittlerweile nicht mehr das Hauptproblem. Zu den vorherrschenden Krankheiten stellte er fest: "Derzeit kämpfen wir gegen sehr breit gefächerte Krankheitsbilder: Grippe, RS-Virus, Corona und andere Atemwegserkrankungen, dazu die üblichen Notfälle." Der Arzt hoffe auf die kommenden Feiertage, an denen das Patientenaufkommen normalerweise abebbe.
Nach Aussage der DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt komme es aufgrund der überlasteten Kinderkliniken zunehmend auch zu Gewalt oder Gewaltandrohungen gegenüber dem Gesundheitspersonal. Durch Personalknappheit und Zeitdruck sei eine gute Einbindung der Eltern oft "nur unzureichend möglich". Das führe zu Anspannungen auf allen Seiten.
Neben den Engpässen in den Kliniken kämpfe man im Gesundheitswesen auch mit Engpässen in der Medikamentenversorgung. Als Mitglied der Regierungskommission für Krankenhausversorgung wünschte sich Karagiannidis dazu eine Kooperation zwischen Staat und Pharmaherstellern. Nach seiner Auffassung solle der Staat in Kooperation mit hiesigen Pharmaherstellern bestimmte Medikamente auf Vorrat produzieren lassen.
"Das wird für das Land zwar teuer, aber ich finde es bedenklich für ein Land wie Deutschland, dass wir seit langer Zeit immer wieder mit solchen Engpässen zu kämpfen haben und sich dieser Mangel wegen der vielen Infekte in diesem Jahr besonders verschärft hat", so Karagiannidis.
Noch vor Weihnachten wünsche sich Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek ein Spitzentreffen zur Medikamentenversorgung. Gegenüber der Rheinischen Post teilte der CSU-Politiker mit:
"Dafür sollte der Bund noch vor Weihnachten einen Gipfel mit allen beteiligten Institutionen einberufen und gemeinsam mit Ärzteverbänden, Kassenärztlicher Bundesvereinigung, Apothekern, Pharmagroßhändlern und pharmazeutischen Unternehmen nach Lösungen suchen."
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